Werden die wirtschaftlichen Folgen der Hurrikan-Serie die geldpolitischen Pläne der US-Notenbank zunichte machen? Auf diese zentrale Frage hatte Fed-Chefin Janet Yellen eine klare Antwort: Die Schäden der Wirbelstürme dürften nur kurzfristig Auswirkungen haben, und die Hurrikan-bedingten Preiserhöhungen – etwa auf die Kraftstoffpreise wegen der Raffinerieausfälle – werden ebenfalls vorübergehend sein, sagte sie auf der Pressekonferenz am Mittwochabend. Dennoch sei es auch für die US-Währungshüter ein "Rätsel", weshalb die Inflation trotz der guten Arbeitsmarktlage nicht stärker anziehe, gestand Yellen ein.

Entsprechend hält die Fed Kurs und Wort: Der US-Leitzins bleibt – übrigens laut einstimmigem Beschluss des Offenmarktausschusses – in der Bandbreite zwischen 1,0 und 1,25 Prozent. Eine weitere Zinserhöhung im Dezember ist aber weiterhin denkbar.

Zudem will Amerikas Zentralbank ab Oktober mit dem Rückbau ihrer billionenschweren Bilanz beginnen – sprich: Rückzahlungen aus fälligen Anleihen, die die Fed seit Beginn der Finanzkrise zur Stützung der rezessionsgeplagten Wirtschaft angesammelt hat und deren Gesamtvolumen auf 4,5 Billionen US-Dollar angeschwollen ist, werden dann nur noch teilweise reinvestiert. Zum Vergleich: Vor der Finanzkrise hatte die US-Notenbank Anleihen im Gesamtwert von 900 Milliarden Dollar in ihren Büchern stehen. Mit der Zeit soll die Reinvestitionsquote – aktuell betragen die Anleiherückflüsse rund zehn Milliarden Dollar pro Monat – reduziert werden, damit am Ende der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik gelingen kann. Von 2019 an soll das gigantische Bondportfolio jährlich um 600 Milliarden Dollar schrumpfen.

"Der Farbe beim Trocknen zuzusehen"
Zugleich machte Yellen klar, dass die Fed-Bilanz "in normalen Zeiten" kein aktives Instrument für die Geldpolitik darstelle. Entsprechend seien auch keine Änderungen an den ursprünglichen Parametern des Rückbauplans vorgesehen. Mögliche Negativeffekte für die Kapitalmärkte erkenne sie keine – es sei, "wie Farbe beim Trocknen zuzusehen“, beschrieb Yellen das angestrebte Vorhaben.

Ein Hintertürchen allerdings behielt sie sich offen: Falls wegen eines ökonomischen Schocks die Leitzinsen gesenkt statt erhöht werden müssten, dann sei auch eine Anpassung des Rückbauprogramms denkbar.

Positive Reaktionen
Beobachter beurteilen den jüngsten Fed-Entschluss mehrheitlich wohlwollend. "Es ist nur ein kleiner Satz für die Fed, aber ein großer Schritt für die globale Geldpolitik. Damit verabschiedet sich die erste Zentralbank aus dem größten geldpolitischen Experiment der jüngeren Geschichte", meint etwa Ökonom Martin Moryson von der Privatbank Sal. Oppenheim. "Die Bereitschaft des Offenmarktkomitees, im Oktober mit der Bilanzverkürzung zu beginnen, zeigt, dass die Fed zunehmend mit der Entwicklung der US-Wirtschaft zufrieden ist", schreibt Sophia Ferguson, Bond- und Währungsexpertin bei State Street Global Advisors.

Andere sehen nun Europas Währungshüter unter Zugzwang: "Der geldpolitische Kontrast zwischen den USA und der Euro-Zone ist durch die Fed-Entscheidung noch schärfer geworden. Der Druck auf den EZB-Rat, im Oktober endlich zu handeln, ist dadurch weiter gewachsen", meint ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. (ps)