Jerome Powell, der Chef der US-amerikanischen Notenbank (Fed) kündigte gestern (27. August) auf dem virtuellen Notenbanker-Treffen in Jackson Hole ein neues, noch flexibleres Inflationsziel an. Künftig darf die Preissteigerung für eine Weile höher als zwei Prozent liegen, wenn sie sich zuvor für einen längeren Zeitraum darunter bewegt hat, berichtet das "Handelsblatt". Ökonomen hatten diesen Schritt bereits erwartet. Die Fed kann damit auf lange Zeit die niedrigen Zinsen und ihre lockere Geldpolitik beibehalten. Weil über viele Jahre die Inflation tatsächlich unterhalb des angepeilten Zieles lag, gibt es für die Notenbank keinen Druck einzugreifen, wenn die Teuerungsrate in Zukunft auch mal überschießt. 
 
Dahinter steckt vornehmlich der Wunsch, stärker gegen die Arbeitslosigkeit in den USA vorzugehen. Die ist durch die Coronakrise auf neue Höchststände geklettert. Powell erklärt, die Fed wolle künftig nicht mehr die "Abweichungen vom maximalen Beschäftigungslevel" berücksichtigen, sondern nur noch eine "Unterschreitung". Damit impliziert die Notenbank, dass die Arbeitslosenquote nicht mehr zu niedrig sein kann. Bislang galt Amerikas Währungshütern die Annahme, dass man zwischen einer zu geringen Arbeitslosenquote und zu hoher Inflation abwägen müsse. Doch der Zusammenhang, der im volkswirtschaftstheoretischen Modell von der sogenannten Phillipskurve abgebildet wird, ist für die Fed in den Hintergrund gerückt, berichtet das "Handelsblatt".
 
Inflationserwartungen stabil halten
Dennoch wolle die Fed die Inflation nicht unkontrolliert nach oben schießen lassen.  "Wenn es zu einem exzessiven Inflationsdruck kommen sollte oder wenn die Inflationserwartungen in einer Weise ausscheren sollten, die unserem Ziel widerspricht, dann werden wir natürlich ohne zu zögern handeln", sagte Powell. Der Fed gehe es jetzt vor allem darum, die Inflationserwartungen möglichst stabil zu halten und weniger die Inflation selbst. Weil eine lang anhaltend zu niedrige Preissteigerung diese Erwartungen drückt, sei es geboten, die Perspektive für eine Zielüberschreitung offenzuhalten, argumentierte er. (fp)