Für viele Anleger waren chinesische Aktien seit 2007 eine herbe Enttäuschung. Sie waren schwächer als Emerging-Market- und Industrieländerwerte. Angesichts der hohen Verschuldung in China, der schwächeren Konjunktur und der schwierigen Reformen scheint eine echte Wende am Aktienmarkt unwahrscheinlich. "Dennoch glauben wir, dass sich die Lage bessert", sagt Stuart Rae, Chief Investment Officer – Asia ex Japan Value Equities beim Fondsanbieter AB (Alliance Bernstein) und nennt dafür drei Gründe: Erstens hätten die Aktienbewertungen ihren Tiefpunkt erreicht und seien zurzeit so niedrig wie nirgendwo sonst in Asien (ohne Japan). Zweitens lege die Regierung gezielte Konjunkturprogramme auf, um eine harte Landung der Wirtschaft zu verhindern und sich Luft für Finanzmarkt- und Wirtschaftsreformen verschaffen, die den Markt stützten. Drittens würden die Finanzmärkte liquider.

Besonders interessant sei momentan laut Rae der dritte Punkte: die steigende Liquidität. Durch die Kooperation der Börsen in Schanghai und Hongkong ("Shanghai-Hong Kong Stock Connect") gibt es nun eine weitere Handelsmöglichkeit für chinesische Aktien. Dies war der letzte Schritt, um die chinesischen Finanzmärkte für ausländische Investoren zu öffnen, so Rae.

Mehr ausländische Investoren werden zugelassen
Investoren aus dem Ausland können nun direkt in sogenannte A-Shares investieren, also in Aktien, die in Schanghai börsennotiert sind. Anleger können Arbitragechancen aufgrund von Preisunterschieden an den unterschiedlichen Börsen nutzen, was bislang nicht ohne weiteres möglich war. Es dürfte zudem höhere Mittelzuflüsse geben, sodass die Kurse steigen werden, schätzt der Chinaexperte. Daneben könnte laut Rae der Weg für die Aufnahme von A-Shares in den MSCI Emerging Markets geebnet werden.

Zwar stehe nicht fest, ob das neue Handelssystem wirklich zu einer Aufnahme chinesischer A-Shares in den Index führt, sagt Rae. "Auch mit dem neuen System werden beispielsweise Käufe und Verkäufe begrenzt, und Day Trading bleibt verboten. Dennoch rechnen wir mit Fortschritten." Investoren, die in den vergangenen Jahren auf China verzichten konnten, dürfte das zu denken geben: Die Aufnahme von A-Shares in den Index würde indexorientierten Anleger zwingen, ihr bisheriges Investitionsverhalten in China zu ändern. Allein das würde zu einem enormen Anstieg ausländischer Investitionen in chinesische Aktien führen, urteilt der Fondsmanager. (dw)