Seit der Präsidentschaftswahl in den USA sind die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen um rund 75 Basispunkte gestiegen, auf nun 2,5 Prozent. Anleger gehen davon aus, dass Donald Trumps Wirtschaftspolitik Konjunktur und Inflation ankurbeln und die US-Notenbank Fed dazu zwingen wird, den Leitzins anzuheben. Beim genossenschaftlichen Fondsanbieter Union Investment sieht man das indes anders: "Für einen Abgesang auf das Niedrigzinsumfeld ist es zu früh", sagt Frank Engels, Leiter des Multi-Asset-Teams.

Die Wirkung der Trumponomics auf Wachstum und Inflation sind zu schwach, als dass die Zinsen bald rasant steigen könnten, argumentiert Engels. Die US-Konjunktur bleibt seiner Einschätzung nach anfällig für Schocks. Bei Union Investment rechnet man deshalb damit, dass die Fed die Zinsen im laufenden Jahr maximal in drei Schritten anheben wird. Unterm Strich lägen sie dann immer noch sehr tief. "Die Wende fällt mild aus", sagt Engels. Er rechnet damit, dass zehnjährige US-Treasuries zum Jahresende eine Rendite von 2,8 Prozent aufweisen.

Kontinentaldrift setzt sich fort
In Europa ist ohnehin nicht mit raschen Zinssteigerungen zu rechnen. "Europa ist 2017 politisch gesehen eine Großbaustelle", so der Multi-Asset-Experte. Die Zinsen dürften auf Jahre hinaus niedrig bleiben. Das Zinsgefälle zwischen Europa und den USA dürfte im laufenden Jahr allerdings steiler werden. Der Renditeabstand zwischen Staatsanleihen hüben wie drüben wird voraussichtlich größer, auch die Lücke zwischen Greenback und US-Dollar dürfte wachsen. (fp)