Anleger und deren Berater sollten immer auch einen Blick auf das Verhalten institutioneller Investoren werfen. Denn einerseits geben diese Profis jene Trends vor, die auch bei "normalen" Anlegern in ein paar Jahren "state of the art" sind, andererseits geben Großanleger mit ihren Kauf- oder Verkaufsorders auch die zukünftige Marschrichtung an den Märkten vor. Vor allem im Bereich Nachhaltigkeit steht derzeit offenbar ein größerer Entwicklungsschritt an.

So zeigt eine von Union Investment in Auftrag gegebene Umfrage unter 102 österreichischen Institutionellen wie Vorsorgekassen, Pensionskassen, Versicherungen, Banken, Unternehmen und Stiftungen in Österreich mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt mehr als 400 Milliarden Euro, dass wachsende regulatorische Anforderungen für Großanleger in Österreich der wichtigste Grund sind, sich intensiver mit nachhaltigen Kapitalanlagen auseinanderzusetzen.

Regulierung zwingt zur Reaktion
Mehr als die Hälfte der befragten Investoren (53 Prozent) sieht darin den wichtigsten Nachhaltigkeitsimpuls, gefolgt von veränderten Risikobedingungen (23 Prozent), der Medienberichterstattung (13 Prozent) und den Anforderungen von Nichtregierungsorganisationen (11 Prozent). "Der EU-Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums in Europa macht deutlich, dass professionelle Investoren nicht mehr umhin kommen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bietet Investoren die Chance, ihr Risikomanagement auf ein breiteres Fundament zu stellen“, sagt Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das Geschäft mit institutionellen Kunden.

Großanleger in Österreich, die keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen, begründeten dies vor allem mit externen Faktoren wie einer fehlenden Nachfrage von Kunden (69 Prozent) und Gremien (52 Prozent). Im Gegensatz dazu betonten die nachhaltig anlegenden Investoren, primär aus eigenem Antrieb solche Kriterien zu berücksichtigen. Als wichtigste Gründe dafür nannten sie die Werte ihres eigenen Unternehmens (91 Prozent) und den Willen, Verantwortung zu übernehmen (84 Prozent).

Alles eine Frage der Rendite
Zweigeteilt sind die Einschätzungen der Großanleger auch bezüglich der Chancen und Risiken nachhaltiger Investments: Eine Minderheit, die keine Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt (32 Prozent), fürchtet Renditenachteile. Die Mehrheit, die bereits in der Praxis Erfahrungen mit nachhaltigen Investments gesammelt (68 Prozent) und Gelder sowohl konventionell als auch nachhaltig angelegt hat, berichtet jedoch von gegenteiligen Erfahrungen. Hier gaben 88 Prozent an, dass sich das nachhaltige Portfolio in Bezug auf die Rendite ähnlich oder sogar besser entwickelt habe als das konventionelle. Im Hinblick auf das Risiko sahen 91 Prozent das nachhaltige Portfolio gleichauf oder sogar im Vorteil gegenüber dem konventionell gemanagten.

Die Vorbehalte gegenüber nachhaltigen Kapitalanlagen und gegenteilige Erfahrungen in der Investmentpraxis zeigen, dass der Informationsbedarf bei den Investoren unverändert groß ist. Das sehen auch die Befragten selbst so: 52 Prozent stellen im österreichischen Markt einen hohen oder sehr hohen Beratungsbedarf fest.

SDG-Ziele im österreichischen Markt noch wenig bekannt
Informationsbedarf besteht auch bezüglich der 2015 proklamierten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, kurz: SDG). Knapp die Hälfte (49 Prozent) der befragten österreichischen Großanleger gaben an, hierüber keine oder nur sehr geringe Kenntnisse zu haben. Gute oder sehr gute Kenntnisse bescheinigten sich wiederum nur 17 Prozent, durchschnittliche Kenntnisse attestierten sich 34 Prozent. Im Gegensatz zur geringen Bekanntheit der SDG steht allerdings die Überzeugung von ihrer Wirksamkeit: 71 Prozent der Investoren, die über SDG-Kenntnisse verfügen, glauben an eine positive Wirkung der UN-Nachhaltigkeitsziele. "Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen werden immer wichtiger für den Anlageprozess. Sie können dazu beitragen, eine attraktive Rendite zu erzielen und gleichzeitig einen positiven ökologischen und sozialen Beitrag zu leisten“, erläutert Schindler abschließend. (aa)