Großanleger sollten bei ihren Immobilien-Investments mit der Zeit gehen und auch in diesem Portfoliosegment mehr Nachhaltigkeitsbemühungen zeigen. Inwieweit das Thema Nachhaltigkeit bei Profianlegern angekommen, wann insbesondere öffentlicher Druck zu erwarten ist und welche Fallstricke in der Praxis drohen, hat Union Investment eruiert. Die Fondsgesellschaft hat hierzu institutionelle Immobilieninvestoren in den drei größten europäischen Volkswirtschaften zu ihrer Perspektive auf die internationale Klimapolitik und die Rolle der Immobilienwirtschaft befragt.

Aktueller Anlass für die Befragung war das neue Regelbuch zur Umsetzung des Pariser Klimavertrags, das Ende 2018 auf der Weltklimakonferenz in Katowice verabschiedet wurde. Zur Erinnerung: Die globale Staatengemeinschaft verpflichtet sich darin zu gemeinsamen verbindlichen Standards zur Berichterstattung über ihre Treibhausgas-Emissionen an die Vereinten Nationen. Für Industriestaaten gelten die neuen Standards bereits ab dem Jahr 2022.

Vor diesem Hintergrund untersuchte die Umfrage, wann Immobilienunternehmen mit einem steigenden öffentlichen Handlungsdruck für ihre Branche rechnen. Das Ergebnis zeigt eine klare Tendenz auf: Nur 37 Prozent der insgesamt 150 Befragten rechnen damit, dass der öffentliche Druck bereits in den kommenden zwei Jahren spürbar wächst. Wird der Betrachtungszeitraum allerdings auf fünf Jahre ausgeweitet, sind es bereits 49 Prozent der institutionellen Investoren, die davon ausgehen, dass die Immobilienwirtschaft unter zunehmenden Handlungsdruck gerät.

Britische Investoren haben andere Sorgen
Auffällig ist, dass Profianleger aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien in der Umfrage nahezu mit einer Stimme sprechen, da es bei den Einschätzungen kaum Abweichungen gibt. Einzige Ausnahme: Die britischen Immobilieninvestoren machen sich in Sachen Klimapolitik die wenigsten Gedanken über eine kurzfristige Perspektive. Nur 29 Prozent dieser Befragtengruppe erwarten dass der öffentliche Handlungsdruck bereits in den nächsten zwei Jahren ansteigt.

"Das Immobiliengeschäft ist langfristig ausgerichtet. Das heißt: Je früher große Immobilieninvestoren klimapolitische Ziele in ihre Geschäftsstrategie integrieren, desto geringer sind die Risiken, wenn die öffentliche Debatte um die Klimafreundlichkeit von Immobilien in Zukunft an Fahrt aufnimmt. Nach dieser Maxime handeln wir“, sagt Jens Wilhelm, Mitglied des Vorstands der Union Asset Management Holding.

Lediglich Projektentwickler und Bauträger scheren unter den Befragten aus dem allgemeinen Markttrend aus. Zu einem Anteil von 55 Prozent erwarten diese bereits innerhalb der kommenden zwei Jahre einen verstärkten öffentlichen Druck. Dieser Befund überrascht wenig, da Projektentwickler das Immobilienangebot von morgen bereitstellen und in Abstimmung mit Behörden schon heute stärker mit Nachhaltigkeitsfragen konfrontiert sind als andere Marktteilnehmer.

72 Prozent bemängeln Datenqualität für Nachhaltigkeits-Reporting
Darüber hinaus hat die Umfrage einen hohen Bedarf nach mehr Transparenz bei den Immobilienverbrauchsdaten offengelegt. Nur 28 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass auf Basis der aktuell verfügbaren Daten ein gutes Nachhaltigkeits-Reporting möglich ist. Optimierungsbedarf in diesem Bereich sehen offenbar in erster Linie die Immobilieninvestmentgesellschaften, Immobilienfonds und Versicherungen sowie Pensionskassen, deren Zustimmungsraten zwischen 20 und 25 Prozent liegen und damit unterhalb des Durchschnitts.

"Die Anforderungen insbesondere institutioneller Anleger an ein aussagekräftiges Nachhaltigkeits-Reporting sind hoch. Digitalisierung und Nachhaltigkeit müssen noch enger miteinander verzahnt werden, damit die Reporting-Qualität steigt und sich Immobilien auch im Wettbewerb mit anderen Anlageklassen langfristig gut behaupten können“, sagt Wilhelm. (aa)