Die internationalen Fondsmanager haben sich von ihrem Rekordpessimismus in Bezug auf Aktien gelöst. Dies zeigt die monatliche Umfrage der Bank of America unter Portfoliomanagern. Demnach scheint sich die zuvor herrschende, düstere Stimmung etwas aufgehellt zu haben. Die globalen Wachstums- und Gewinnerwartungen haben sich von den bei der Juli-Umfrage erreichten Allzeittiefs erholt. Gleichwohl zeigen sich die Profianleger nach wie vor pessimistisch, was die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten angeht.

"Die Stimmung ist weiter bärisch, aber nicht mehr apokalyptisch bärisch, da die Hoffnungen auf ein Ende der Inflations- und Zinsschocks in den kommenden Quartalen steigen", kommentiert Michael Hartnett, der das Researchteam der Bank of America leitet, die Ergebnisse der Umfrage. Die Investments der Anleger in Aktien stiegen entsprechend von den "entsetzlichen" Tiefstständen im Juli. An der Umfrage nehmen 250 Manager mit einem verwalteten Vermögen von 752 Milliarden Dollar (740 Mrd. Euro) teil.

Rezession voraus
Ein Grund für die etwas bessere Laune: 88 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Anleger erwarten in den nächsten zwölf Monaten nun eine niedrigere Inflation. Die Börsenkurse zeichnen sogar noch ein besseres Bild. So erholten sich US-Aktien seit Mitte Juni, nachdem die Unternehmensgewinne besser als erwartet ausfielen und die Hoffnung besteht, dass eine leichte Abkühlung der US-Inflation die Federal Reserve dazu bringen wird, ihr Zinserhöhungstempo rechtzeitig zu verringern, um eine Rezession zu vermeiden.

Gleichwohl betrachten die befragten Anleger eine anhaltend hohe Inflation als das größte Risiko, gefolgt von einer globalen Rezession, strikten Zentralbanken und Kreditereignissen. Der Anteil der Anleger, die in den nächsten zwölf Monaten eine weltweite Rezession erwarten, stieg auf 58 Prozent, der höchste Wert seit Mai 2020. Die Cash-Quote in den von den Managern betreuten Portfolios sank auf 5,7 Prozent, blieb aber deutlich über dem langfristigen Durchschnitt von 4,8 Prozent, wie die Daten zeigen. Relativ gesehen sind die Anleger laut Umfrage erneut unter dem Strich in Aktien gegenüber Anleihen übergewichtet.

"Geduldige Bären"
Zudem zeichnet sich eine weitere Volte ab. Der technologielastige Nasdaq 100 hat seit seinem Tief im Juni um 23 Prozent zugelegt, insbesondere dank zinssensitiver Wachstumstitel. Die Anleger gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird: Zum ersten Mal seit August 2020 erwarten die Umfrageteilnehmer laut Bank of America, dass sich Wachstumsaktien in den kommenden zwölf Monaten besser entwickeln werden als Value-Titel.

Unter den Analysten der Wall-Street-Institute ist die Stimmung geteilt. Die Strategen der US-Großbank JP Morgan Chase, die zu den bekanntesten Optimisten gehören, sehen etwa bei Wachstumstiteln noch Spielraum nach oben. Skeptischere Stimmen wie Michael Wilson von Morgan Stanley glauben hingegen, dass die Kursgewinne nur eine Pause im Bärenmarkt darstellen. Die Bank-of-America-Strategen wiederum sehen sich als "geduldige Bären". Sie gehen von steigenden Zinsen und sinkenden Profiten aus. Wenn der S&P 500 über die Marke von 4.328 Punkte klettert, würden sie Gewinne mitnehmen, meint Hartnett. (Bloomberg/ert)