Anleger und Analysten sehen China viel zu negativ, kritisiert Koon Chow, Schwellenländerstratege des Fondsanbieters Union Bancaire Privée (UBP). "Weder wird den strukturellen Vorteilen und der Politik genügend Aufmerksamkeit gewidmet, noch den Anstrengungen, die China unternimmt, seinen Herausforderungen zu begegnen", sagt er. Das chinesische Wirtschaftswachstum hat sich im Zuge des Umbaus hin zu mehr Binnenkonsum verlangsamt. Das ist eine gesunde Entwicklung, sagt Chow. Die Wirtschaft wird dadurch letztlich breiter diversifiziert sein.

Auch die Finanzmarktpolitik ist nach Ansicht des UBP-Strategen auf dem richtigen Weg. "Die chinesische Regierung hat zum Beispiel schrittweise das Mehrwertsteuersystem reformiert", sagt er. Es entwickelt sich sukzessive hin zu dem System, das man aus vielen westlichen Ländern kennt. Im Frühjahr vergangenen Jahres hat die Regierung Unternehmen in Branchen wie dem Immobilien- und dem Finanzsektor auf das neue Mehrwertsteuersystem umgestellt. "Diese Änderung bietet wichtige Anreize, da die Steuerbelastung effektiv gesenkt wurde und künftige Konglomerate vermieden werden", so Chow. Der Wettbewerb wurde gestärkt.

Notenbank wird Erwartungen besser steuern
Für viele westliche Anleger ist die verhaltene chinesische Kommunikationspolitik ein Problem. Hier geht Chinas Zentralbank aber allmählich neue Wege. Es ist wahrscheinlich, dass sie den Markt stärker führen wird, um Preise und Erwartungen zu steuern, sagt Chow. "Das würde auch umfassen, öfter mit der Presse zu sprechen und häufiger an internationalen Konferenzen mit Regulatoren und Investoren teilzunehmen." Die politische Einmischung könnte sich von einer direkten Kontrolle hin zu einer regulatorischen Übersicht entwickeln. "Das würde dem chinesischen Markt ermöglichen, sich weiter zu öffnen und in die globalen Kapitalmärkte zu integrieren." (fp)