US-Präsident Donald Trump hat seine Corona-Infektion angeblich soweit überstanden – und ist ganz der Alte. Am Montag (05.10.) beglückte er seine Twitter-Follower mit einer Flut von Kurznachrichten in Großbuchstaben, darunter auch "BÖRSENHOCHS! WÄHLT!". Was er damit sagen will: "Ich habe Rekorde an der Börse geschaffen, selbst in der Pandemie." So drückte er es jedenfalls kürzlich auf einer Veranstaltung des Senders ABC aus. Zwar stimmt es, dass der Dow-Jones-Index seit dem Tief von 19.000 Punkten im März wieder auf knapp 28.000 Punkte geklettert ist. Allerdings hatte das Barometer zu Beginn des Jahres bei 29.000 Punkten gelegen, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ).

Experten bezweifeln zudem, dass Trump viel mit dem Aufschwung an den Märkten zu tun hat. Viel wahrscheinlicher ist, dass die schnellen und umfangreichen Interventionen der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve die Finanzmärkte gestützt haben, heißt es in der FAZ. Neil Wilson, Chef-Marktanalyst von Markets.com, glaubt umgekehrt auch nicht, dass die Corona-Infektion des Präsidenten sich großartig auf die Märkte ausgewirkt hat. Zwar sei der S&P 500 am Freitag vergangener Woche als unmittelbare Reaktion auf die präsidiale Krankmeldung um ein Prozent gefallen, habe aber oberhalb des Tagestiefs geschlossen. Der kurzzeitige Rückgang könne auch eine Folge des mäßigen Arbeitsmarktberichts gewesen sein, analysiert Wilson.

Rolle des Präsidenten nicht überbewerten
Solange sich der Gesundheitszustand des Präsidenten nicht massiv verschlechtert, ist das Auf und Ab der Märkte wohl kaum auf Trump zurückzuführen. Ingrid Szeiler, Investmentvorstand der Raiffeisen KAG, geht noch einen Schritt weiter: Sie sagt in der FAZ, man solle den Einfluss der Politik auf die Märkte generell nicht überbewerten, insbesondere, was den mittelfristigen Ausblick betrifft. Die US-Wahl wird vorübergehen. Früher oder später haben die Vereinigten Staaten nicht nur einen gesunden Präsidenten, sondern auch ein von Investoren herbeigesehntes, derzeit noch heiß umkämpftes neues Fiskalpaket. (fp)