In Investmentkreisen ist Michael Milken eine Legende – allerdings eine mit zweifelhaftem Ruf. In den 1980er Jahren war Milken entscheidend an der Entwicklung des Marktes für Hochzinsanleihen in den USA beteiligt. Erst stieg er zum Star auf, dann folgten Vorwürfe wegen Insiderhandel, Kursmanipulation und Betrugs. Im Jahr 1989 wurde Milken angeklagt und zu einer dreistelligen Millionenstrafe sowie zehn Jahren Haft verurteilt, unter anderem wegen Steuerhinterziehung. Die Strafe wurde später auf zwei Jahre reduziert. Es war Milken allerding verboten, jemals wieder als Investmentbanker zu arbeiten. Nun hat US-Präsident Donald Trump den einstigen Finanzjongleur begnadigt, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ).

In den 1980ern bahnte Milken bei seiner Tätigkeit für die Investmentbank Drexel Burnham Lambert riskante Finanzierungen an und ebnete so den Weg für eine Serie aufsehenerregender Übernahmen, die über Junkbonds finanziert wurden – etwa den Kauf des Lebensmittelriesen Nabisco durch die Beteiligungsfirma Kravis Kohlberg Roberts (KKR) für die damals astronomisch hoch anmutende Summe von 25 Milliarden US-Dollar. Viele der mit "Ramschanleihen" unterfütterten Transaktionen waren umstritten, nicht zuletzt wegen hoher  Bonuszahlungen für die beteiligten Investmentbanker. Wohlmeinendere Beobachter lobten indes laut der FAZ, dass die von Milken eingefädelten Deals einige allzu behäbige Firmen dazu motivierte, ihre Prozesse zu straffen und profitabler zu werden.

Vom Saulus zum Paulus
Trotz seines Kultstatus': Die US-Börsenaufsicht SEC hatte den Junkbond-Star bereits seit den 1970er Jahren im Visier. Ein Konkurrent belastete Milken schließlich schwer. In der Folge leitete Rudy Giuliani, damals Staatsanwalt in New York, ein Verfahren gegen Drexel Burnham ein, das ausschließlich Milkens Hochzins-Aktivitäten im Fokus hatte. Als die Investmentbank bei einer internen Untersuchung herausfand, dass ihr Junkbond-Star, seine Kinder und einige angestellte Fondsmanager durch "wohlinformierte" Seitengeschäfte an den Transaktionen mitverdient hatten, ließ sie ihn fallen. Ironie der Geschichte: Der damalige Chefankläger Giuliani ist heute als Rechtsberater für Donald Trump tätig – also jenen Mann, der Milken nun begnadigt hat.

Die Begnadigung dürfte für viele, die Milkens Weg in den vergangenen Jahren verfolgt haben, nicht ganz unerwartet kommen. Der einstige Skandal-Banker zeigt sich geläutert und ist inzwischen als Philanthrop bekannt. Durch Stiftungen und hohe Spenden unterstützt Milken, der selbst einst an Prostatakrebs erkrankt war, die Krebsforschung. Schon der frühere US-Präsident Bill Clinton hatte der FAZ zufolge erwogen, Milken zu begnadigen, von diesem Gedanken dann aber Abstand genommen. Unter Trump wurde der Ex-Investmentbanker, der sich zum Menschenfreund und Wohltäter gewandelt hat, nun doch noch rehabilitiert. (fp)