US-Staatsanleihen scheinen derzeit attraktiv: Der höhere Ölpreis und die stabilen Wirtschaftsdaten haben die Zinsen zehnjähriger Treasuries jüngst über die Drei-Prozent-Marke gehoben. "Das weckt sicherlich Interesse bei europäischen Investoren", sagt Franz Wenzel, Anlagestratege bei Axa IM. Anleger sollten jedoch das Währungsrisiko bedenken. "Unter diesem Blickwinkel wird aus dem vermeintlichen Zinsvorteil sehr schnell ein deutlicher Malus", warnt Wenzel. 

Währungsabsicherungen sind naturgemäß eher kurzfristiger Natur und reichen kaum über ein Jahr hinaus. Angesichts der Zinsdifferenz zu deutschen Bundesanleihen bedeutet dies für einen deutschen Investor Absicherungskosten von bis zu 300 Basispunkten. "Das rechnet sich nicht", sagt Wenzel. Erschwerend kommt hinzu, dass die Leitzinsen in den USA voraussichtlich weiter steigen werden. "Wir erwarten noch mindestens drei Zinserhöhungen dieses und vergleichbar viele nächstes Jahr", sagt Wenzel. Europäische Investoren seien daher gut beraten, sich auf weiter steigende Absicherungskosten einzurichten.

Märkte bieten Überraschungspotential
Für Investoren stellt sich zudem die Frage, wie sich die Renditen von US-Staatsanleihen in den kommenden 12 bis 18 Monaten entwickeln. "Gemessen am Realzinsniveau haben die Renditen der zehnjährigen Anleihen noch Luft nach oben", sagt Wenzel. Die Erfahrung zeige aber auch, dass sich gegen Ende des Konjunkturzyklus die Renditestrukturkurve abflache oder sogar gegen Null bewege. "Erwarten Investoren eine deutliche Abkühlung der Konjunktur – möglicherweise initiiert durch eine zu straffe Geldpolitik – setzen sie auch vermehrt auf sinkende Renditen", sagt der Anlageprofi. Allerdings sollten sich Anleger auch darauf nicht allzu sehr verlassen. "Die Märkte bieten noch genügend Überraschungspotenzial", so Wenzel. (fp)