Die EZB zwängt mit ihrer Politik Anleger noch stärker als bisher in riskante Investments hinein als bisher. Pensionskassen und Lebensversicherer werden durch die negative Zinslandschaft unter enormen Druck gesetzt, aber auch Privatanleger seien gezwungen, ihren Realzinsverlust auszugleichen, sagt Thomas Liebi, Chefökonom der Schweizer Fondsgesellschaft Swisscanto. "Dieser Druck wird durch die Bereitschaft der EZB, die bereits negativen Renditen noch weiter nach unten zu drücken, verstärkt."

Viele würden sich nun die Frage stellen, ob es nicht besser sei, in Schweizer Franken oder US-Dollar zu investieren. Liebi dazu: "Beim Schweizer Franken fällt die Antwort mit 'Nein' deutlich aus. Wir sind der Meinung, dass die momentane Überbewertung gegenüber Euro und US-Dollar nicht dauerhaft bestehen bleibt. Zudem ist das Schweizer Zinsniveau unattraktiv und Schweizer Aktien haben zwar nach der Aufgabe des Mindestkurses stark verloren, sind aber ähnlich wie ihre US-Pendants hoch bewertet."

Für Investoren, die "risikotolerant" sind, seien dagegen europäische Aktien "unverändert interessant". "Die vergleichsweise günstige Bewertung und die Abschwächung des Euro spricht für Aktien des Alten Kontinents", so Liebi. Zum US-Dollar meint der Ökonom: "Die Stärke gegenüber dem Euro dürfte weiter anhalten. Für Investoren macht es vor allem Sinn, Unternehmensanleihen aus den USA gegenüber europäischen zu bevorzugen. Denn die Zinsdifferenz ist zumindest etwas höher geworden."

Gesamtrisiko "spürbar" reduzieren
Auch Unternehmensanleihen aus Schwellenländern böten einen Pick-up gegenüber amerikanischen und europäischen Papieren. Investoren sollten hier aber genau überlegen, ob sie dabei Lokalwährungs- oder Hartwährungs-Anleihen kaufen. Denn bei unveränderter US-Dollar-Stärke werde es für Lokalwährungen Abwertungen geben.

Wer Währungsrisiken generell den Riegel vorschieben möchte, könne im Fondsbereich auf gehedgte Anteilsklassen zurückgreifen. "Darunter ist zu verstehen, dass das Fondsmanagement über den Einsatz von Devisenterminkontrakten die Währung der Anteilsklasse gegenüber Fremdwährungen absichert", erklärt Liebi. Mit dieser Methode seien zwar Kosten verbunden, das Gesamtrisiko im Fondsportfolio würde sich dadurch aber "spürbar" reduzieren. (dw)