Die Coronakrise hat die globale Wirtschaft in die tiefste Rezession seit Jahrzehnten gestürzt. Anleger rechnen trotzdem unverdrossen mit Traumrenditen, zeigt eine Umfrage der britischen Investmentgesellschaft Schroders. Für die kommenden fünf Jahre erwarten Investoren weltweit demnach durchschnittliche Gesamtrenditen von 10,9 Prozent pro Jahr. Damit sind sie trotz der grassierenden Covid-19-Pandemie sogar noch optimistischer als im vergangenen Jahr, also vor Ausbruch des Virus. Damals hatten Anleger im Schnitt mit 10,7 Prozent jährlichem Plus gerechnet.

Gegenüber dem weltweiten Durchschnitt zeigen sich deutsche und österreichische Investoren vergleichsweise zurückhaltend – obwohl auch sie immer noch reichlich hohe Renditeziele pflegen. Die Deutschen erwarten in den kommenden fünf Jahren ein Plus von durchschnittlich 8,4 Prozent pro Jahr. Anleger in Österreich gehen von jährlichen acht Prozent Zuwachs aus. Auch diese Prognosen seien vor dem Hintergrund der Coronakrise "ambitioniert", heißt es von Schroders.

Reich werden mit Staatsanleihen?
Woher die Traumrenditen kommen sollen, ist unklar. Jeweils 31 Prozent der deutschen und österreichischen Investoren gaben an, dass sie "in erheblichem Umfang" Geld in risikoärmere – und damit auch renditeschwächere – Anlagen umgeschichtet haben. Global haben 28 Prozent der Befragten ihre Portfolios entsprechend angepasst. Auf der anderen Seite haben immerhin 28 Prozent der Deutschen und 21 Prozent der Österreicher den Crash im Frühjahr dazu genutzt, stärker ins Risiko zu gehen (global: 20 Prozent).

Kurzfristig schlägt die Krise Investoren dann doch auf’s Gemüt. Für die kommenden zwölf Monate haben die Befragten ihre Erwartungen zurückgeschraubt und rechnen "nur" mit 8,8 Prozent Rendite. In Deutschland erwarten Anleger in diesem Zeitraum im Schnitt 8,4 Prozent, in Österreich 7,2 Prozent. Der Optimismus für den längeren Zeitraum könnte daher stammen, dass nur ein verschwindend geringer Teil der Befragten davon ausgeht, dass die Coronakrise die Wirtschaft länger als vier Jahre belastet. Ein so positives Szenario ist indes eher unwahrscheinlich, sagt Schroders-Experte Rupert Rucker: "Aus unserer Sicht ist klar, dass die Auswirkungen von Covid-19 in den kommenden Jahren erheblich sein werden."

Anlagewissen muss man sich selbst aneignen
Bemerkenswerterweise gab weltweit eine Mehrzahl der Anleger (68 Prozent) an, dass es in ihrer eigenen Verantwortung liegen sollte sicherzustellen, dass sie über ausreichende Kenntnisse in Finanzangelegenheiten verfügen – gefolgt von Finanzdienstleistungsanbietern, Beratern und Schulen. Ebenfalls in Deutschland und Österreich erachten jeweils 68 Prozent sich selber als hauptsächlich verantwortlich dafür, Finanzwissen zu erlangen. 

Dass es Aufgabe der Schulen sei, Kenntnisse über Finanzangelegenheiten zu vermitteln, fanden 51 Prozent aller befragten Investoren. Dieser Wert lag für Deutschland bei 53 Prozent und für Österreich bei 54 Prozent. Tatsächlich aber gaben global nur 40 Prozent, in Deutschland 44 Prozent und in Österreich lediglich 28 Prozent der Anleger an, dass sie sich ihre Finanzkenntnisse in der Schule angeeignet haben. (fp/ps)


Über die Studie: Im April 2020 gab Schroders eine unabhängige Online-Befragung von 23.000 Personen aus 32 Märkten in allen Teilen der Welt, die Geld anlegen, in Auftrag. Dazu gehörten unter anderem Länder in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika. Für die Umfrage wurden Investoren befragt, die in den nächsten zwölf Monaten mindestens 10.000 Euro (oder den Gegenwert in einer anderen Währung) anlegen wollen und in den vergangenen zehn Jahren Änderungen an ihren Investments vorgenommen haben.