Der ETF-Markt boomt unverändert. Rund 64,3 Millionen Euro investierten deutsche Privatanleger im ersten Halbjahr allein per Sparplan in die Indexnachahmer – ein Plus von 34,3 Prozent seit Jahresbeginn, wie eine Studie des "Extra-Magazins" zeigt, das Daten von sechs Direktbanken und Online-Brokern ausgewertet hat. Das hierzulande in ETFs investierte Vermögen kletterte seit Januar um rund 17 Prozent und näherte sich Ende Juni der Zwölf-Milliarden-Euro-Marke. Beinahe im Monatsturnus werden neue Papiere aufgelegt.

Trotz der wachsenden Beliebtheit: Nicht wenige der börsengehandelten Indexfonds sind über kurz oder lang dem Tode geweiht. Das zeigt eine Studie der Fondsanalysten von Thomson Reuters Lipper. Als brancheninterne Daumenregel gilt, dass ein Indexfonds mindestens 100 Millionen Euro an Kundengeldern anziehen muss, damit der Anbieter daran verdient. Dafür werden dem Fonds meist drei Jahre eingeräumt, sonst droht die Schließung. 

Die von Thomson Reuters Lipper zusammengestellte "Todesliste" umfasst nicht weniger als 404 Indexprodukte: Ihnen ist es innerhalb von 36 Monaten nach ihrer Lancierung tatsächlich nicht gelungen, mehr als 100 Millionen Euro anzuziehen. Damit wäre der Daumenregel zufolge fast jeder fünfte der insgesamt rund 2.200 in Europa angebotenen ETFs demnächst von der Schließung betroffen. Das entspricht einem Anlagevolumen von immerhin mehr als elf Milliarden Euro – und käme rein rechnerisch einer Konsolidierung nahe, erklärt Lipper dazu. 249 der "todgeweihten" Index-Imitatoren – also rund 62 Prozent – gelang es nicht einmal, drei Jahre nach dem Start die 50-Millionen-Euro-Schwelle zu überwinden. Und 40 ETFs dümpeln sogar unter der Zehn-Millionen-Euro-Marke vor sich hin.

Kehraus kommt wohl nicht
Zu einer großangelegten Sortimentsbereinigung wird es aber wohl dennoch nicht kommen, so Thomson Reuters Lipper. Grund: Die ETF-Anbieter hätten im Vertrieb einigen Spielraum und könnten es sich teilweise auch leisten, einen unrentablen Fonds im Angebot zu halten und anderweitig quer zu subventionieren – immer mit der Hoffnung, dass dieser sich irgendwann zum Blockbuster mausert. Das erklärt laut "finews.ch" auch, warum einige besonders exotische Indexfonds, die beispielsweise auf Cannabis-Produzenten oder auf fundamentalchristliche Werte setzen, immer noch am Markt sind.

Für Anleger sind "ETF-Winzlinge" unter Umständen mit Nachteilen verbunden – "und zwar nicht nur wegen des Risikos, dass sie vom Markt verschwinden könnten", betonen die Wirtschaftsredakteure der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Der Handel der Anteile von kleinen ETFs an der Börse sei häufig wenig liquide, so dass Anleger mitunter ziemlich ungünstige Geld-/Briefspannen in Kauf nehmen müssten. (fp/ps)