Wer bei der Aktienselektion Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt, hat gute Chancen, den breiten Markt zu schlagen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung des Analysehauses Morningstar, das die Anlageergebnisse seiner Nachhaltigkeitsindizes mit denen der konventionellen Pendants verglichen hat.

Skeptiker behaupten, dass die Integration von Umwelt-, sozialen und Governance-Kriterien (ESG) in die Anlagestrategie auf Kosten der Rendite gehen. Das klingt zunächst einleuchtend, schließlich verkleinert ein solches Vorgehen das Anlageuniversum. Morningstar betont jedoch, viele Studien würden dafür sprechen, dass es keine systematischen Nachteile gibt.

Morningstar-Experte Dan Lefkovitz meint darüber hinaus, Anleger würden das Pferd oft von der falschen Seite aufsatteln: "Sie sollten weniger die Frage stellen, ob ESG-Investments per se eine bessere Performance erzielen, sondern ob Unternehmen, die sich nachhaltig verhalten, Eigenschaften aufweisen, die Anleger gerne mögen und die sich aller Voraussicht nach langfristig vorteilhaft für die Performance auswirken können."

Konventionelle Vergleichsbarometer geschlagen
Die Performance der sechs europäischen Nachhaltigkeitsindizes von Morningstar spricht für sich – allesamt konnten sie die entsprechenden konventionellen Vergleichsbarometer in den acht Jahren bis Ende 2017 hinter sich lassen. Der Morningstar Europe Sustainability Index beispielsweise verzeichnete eine durchschnittliche Rendite von 9,1 Prozent pro Jahr. "Dem steht ein Plus von 8,7 Prozent für den Morningstar Europe Large-Mid Cap Index gegenüber, aus dem er ausgekoppelt wurde", berichtet Lefkovitz.

Die Sustainability-Indizes enthalten die nach ESG-Kriterien am besten bewerteten Aktien verschiedener Regionen. Morningstar kooperiert dazu mit dem spezialisierten Analysehaus Sustainalytics. Die Barometer wurden 2016 erstellt, reichen im Backtest aber bis 2009 zurück.

"Nachhaltigkeit und Qualität scheinen Hand in Hand zu gehen"
"Der Morningstar Europe Sustainability Index hat sich mit Blick auf die Titelauswahl besser entwickelt", so Lefkovitz. Dazu trugen unter anderem Titel wie Vodafone, Allianz, BASF und Novo Nordisk mit hohem ESG-Rating bei. "Die Performance wurde auch dadurch gesteigert, dass Unternehmen wie Banco Santander, Unicredit und Glaxosmithkline, die bei der Nachhaltigkeitsbewertung schlechter abschnitten, weniger Gewicht beigemessen wurde."

ESG-Investments hätten unter fundamentalen Gesichtspunkten günstige Eigenschaften gezeigt, etwa Wettbewerbsvorteile und eine bessere "finanzielle Gesundheit" als der Gesamtmarkt, berichtet Lefkovitz. Sein Fazit: "Nachhaltigkeit und Qualität scheinen Hand in Hand zu gehen."

Er warnt jedoch, dass solche Qualitätsmerkmale in Zeiten sogenannter "Junk Rallys" aus dem Blick vieler Marktteilnehmer geraten könnten. "Nachhaltigkeits-Screenings bringen also Abweichungen vom Gesamtmarkt. Das hat mal gute, mal ungünstige Folgen für die Performance." (bm)