Die am Mittwoch unter dem Titel "Wie weit es fallen könnte" veröffentlichte Studie zum US-Aktienmarkt von Leuthold Weeden Capital Management kommt zu dem Ergebnis, dass die Aktienkurse noch weiteren Abwärtsspielraum haben, wenn sie wieder auf historische Bewertungsniveaus zurückkehren sollen. Die Studie untersucht eine Handvoll Indikatoren wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf Basis berichteter Ergebnisse oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis, und vergleicht deren Niveaus mit Wendepunkten aus der Vergangenheit, nämlich den Spitzenwerten von Haussen und den Tiefpunkten von Baissen aus den Jahren seit 1990.

Laut Leuthold-Chefinvestor Doug Ramsey ist die Median-Aktie trotz des Rückgangs im Standard & Poor's 500 Index seit Mai noch nicht so weit gesunken, dass sie der durchschnittlichen Bewertung auf den Höhepunkten der vergangenen fünf Bullenmarkt-Spitzenwerte entspricht. Unter Nutzung gemischter Indikatoren, die auch normalisierte Kurs-Gewinn-Verhältnisse und Kurs-Cashflow-Verhältnisse beinhalten, bräuchte es noch einen Verlust von weiteren 14 Prozent auf 1.682 Punkte, um auf die durchschnittliche Bewertung des Marktes seit 1957 zu kommen. Am Donnerstag schloss der S&P 500 bei 1.952,29 Zählern.

"Noch nicht einmal in normales Handelsfenster zurückgekehrt"
"Es zeigt, wie extrem die Median-Aktienbewertung auf dem Höhepunkt geworden ist – wir sind noch nicht einmal in ein normales Handelsfenster zurückgekehrt", erläuterte Ramsey in einem Telefoninterview. "Auch nach den jetzt verzeichneten Kursverlusten und dem schlechten Abschneiden der durchschnittlichen Aktie im Verhältnis zum S&P 500 sind wir immer noch über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Höhepunkte." Es sei zwar unwahrscheinlich, dass die Aktienkurse auf das Niveau der früheren Bärenmarkt-Tiefs absinken, die im Schnitt rund 30 Prozent unter dem aktuellen Niveau des S&P 500 liegen, aber er halte es auch für unwahrscheinlich, dass die Unternehmensgewinne im nächsten Jahr genügend steigen würden, um die aktuellen Aktienkurse zu stützen.

Seit dem Beginn des aktuellen Bullenmarktes im Jahr 2009 haben Kritiker die Aktien als überbewertet bezeichnet. Zunächst waren diese Äußerungen leicht zu ignorieren, brachte der S&P 500 den Aktionären doch bis Juli annualisiert 20 Prozent ein. Jetzt jedoch erhalten die kritischen Beurteilungen neue Aufmerksamkeit, da die Investoren den Schaden nach dem größten Ausverkauf seit 2011 begutachten.

Laut Ramsey liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die Median-Aktie im S&P 500 auf Basis des berichteten Gewinns bei 22,6 und damit 30 Prozent höher als das entsprechende durchschnittliche Vielfache für den Index insgesamt. Unter Verwendung von Gewinndaten aus den vergangenen fünf Jahren kommt er auf ein normalisiertes KGV von 19,9 für die Medianaktie. "Auch der Rückzug um zehn Prozent hat die Einschätzung nicht so weit verändert, dass man sagen könnte, es ist unglaublich billig und Aktien sehen attraktiv aus", sagt Greg Woodard, leitender Analyst und Stratege bei der Vermögensverwaltung Manning & Napier. "Seit 2009 haben wir es weltweit nicht mehr erlebt, dass Aktien unglaublich billig aussehen." (mb/Bloomberg)