Grüne Geldanlagen sind derzeit das bestimmende Thema in der Finanzbranche, immerhin wächst das Anlegerinteresse an ESG-Investments beständig. Doch auch, wenn die Regulierungen mit der neuen EU-Taxonomie immer strenger werden, sind die meisten in Deutschland erhältlichen Fonds nach wie vor in eher zweifelhaften Branchen wie Rüstung, Alkohol und Tabak investiert. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Datenunternehmens FE Fundinfo. Demnach sind nahezu 84 Prozent der deutschen Investmentfonds betroffen. 

Am häufigsten vertreten unter den aus ESG-Sicht kontroversen Industriezweigen ist demnach die Kernenergie: Rund 70 Prozent der deutschen Fonds sind an Unternehmen beteiligt, die Atomkraftwerke besitzen oder betreiben. Am zweithäufigsten tauchen laut der Fundinfo-Auswertung Produzenten gentechnisch modifizierter Organismen (rund 61 Prozent) und  Unternehmen, die Alkohol zu Spirituosen und anderen Rauschmitteln verarbeiten, in den Portfolios auf (rund 60 Prozent). Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Fonds investiert in Unternehmen, die Einnahmen aus Waffengeschäften generieren. In Eigentümer von Casinos, Rennbahnen und sonstige Wetteinrichtungen legen nahezu 40 Prozent der Fonds an. Etwa fünf Prozent der Fonds investieren sogar in Unternehmen, die Landminen oder deren Komponenten herstellen. 

Anlegern Instrumente an die Hand geben 
"ESG-Investing ist in hohem Maße subjektiv", schlussfolgert Jonas Schneider, Leiter der Geschäftsentwicklung in der DACH-Region bei FE Fundinfo aus der Analyse. Seiner Ansicht nach zeigen die Daten, dass es in einer modernen Wirtschaft schwierig sei, bestimmte Branchen zu vermeiden, die nicht ESG-konform sind. "Darum ist es umso wichtiger, dass Investoren die Daten und Instrumente zum Verständnis von ESG und zur Bedeutung von Ratings an die Hand gegeben werden", empfiehlt er. So können Anleger selbst analysieren, ob ihr Anlage-Portfolio ihren Moralvorstellungen entspricht. (fp)