Die Jahrhundertrezession durch die Coronakrise hat Sparer weltweit kaum in Mitleidenschaft gezogen. Am Ende dieses turbulenten Jahres dürfe das Vermögen privater Haushalte sogar höher liegen als zu Jahresbeginn, zeigt der aktuelle "Global Wealth Report" der Allianz, über den das "Handelsblatt" berichtet. Dank der kräftigen Erholung an den Aktienmärkten und auch dank höherer Sparraten werden Privatvermögen rund um den Globus wohl im Schnitt um 3,3 Prozent auf mehr als 198 Billionen Euro steigen. Damit erreichen sie ausgerechnet im Pandemie-Jahr einen neuen Rekordstand.

Zum Brutto-Gesamtvermögen gehören Bargeld, Bankeinlagen, Geld in Versicherungspolicen und Pensionskassen sowie Investments in Wertpapiere und Fonds. Vor allem Letzteren ist es zu verdanken, dass das Minus von geschätzten 4,3 Prozent im ersten Quartal inzwischen mehr als wettgemacht ist. Schließlich haben viele Aktienmärkte eine Erholung hingelegt, die ihresgleichen sucht. Daneben trugen staatliche Hilfsprogramme und höhere Bankeinlagen zum Vermögensanstieg bei – und auch die niedrigen Leitzinsen, die den Märkten ein kräftiges Liquiditäts-Plus bescherten: Die Geldpolitik habe das Vermögen "gegen Corona quasi immunisiert", urteilt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz, im "Handelsblatt". Langfristig seien Nullzinsen aber "ein süßes Gift", das die Vermögensbildung über Zinserträge untergräbt, warnt er.

Arme werden noch ärmer
Die gestiegenen Sparquoten mögen auf den ersten Blick verwundern. Sie sind indes nur logisch: Während der Lockdowns in vielen Ländern konnten Verbraucher kaum konsumieren und wurden quasi zum Sparen gezwungen, erklärt Arne Holzhausen, Leiter Insurance und Wealth Markets bei der Allianz, gegenüber dem "Handelsblatt". Die Sparquote liegt trotz einer gewissen Normalisierung nach wie vor hoch, weil mehr Menschen aus Sorge vor dem, was noch kommen könnte, ihr Geld zusammenhalten.

Finanzielle Rücklagen muss man sich allerdings leisten können. Das wird in Zukunft womöglich bei weniger Menschen der Fall sein: Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich weiter verbreitert. Laut Allianz-Studie besitzen die reichsten zehn Prozent (52 Millionen Menschen in den 57 untersuchten Ländern mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen von 240.000 Euro) zusammen rund 84 Prozent des gesamten Vermögens in Höhe von 192 Billionen Euro. Allein die Superreichen mit einem durchschnittlichen Netto-Geldvermögen von 1,2 Millionen Euro besitzen demnach fast 44 Prozent. Das Wohlstandsgefälle könnte durch die Pandemie noch größer werden, weil sie insbesondere ärmere Länder mit niedrigeren Einkommen trifft, warnen die Allianz-Experten. (fp)