"Wir haben wieder 'ein bisschen' was geschrieben. Es sind über 300 Seiten geworden", erklärte Ronald-Peter Stöferle, Partner der liechtensteinischen Investmentgesellschaft Incrementum und einer der Autoren des jährlich publizierten "In Gold We Trust"-Reports augenzwinkernd zu Beginn der Präsentation der diesjährigen Ausgabe des "Goldstandards aller Goldstudien", wie das Machwerk einst vom "Wall Street Journal" geadelt wurde.

Die von Stöferle und Incrementum-Partner Mark Valek gemeinsam verfasste Studie wird jedes Jahr millionenfach im Internet heruntergeladen respektive geteilt. Die aktuelle Version steht unter dem Motto: "Aufbruch in eine goldene Dekade." Die Studie soll Investoren einen langfristigen, holistischen Blickwinkel auf das große, makroökonomische Bild mit Schwerpunkt auf Gold und Silber liefern. Dabei steht natürlich immer auch die Geldpolitik im Fokus der Betrachtung.

Geldpolitische Normalisierung ist gescheitert
Stöferle und Valek warnten bereits in der 2017er-Ausgabe vor dem Scheitern der geldpolitischen Normalisierung und sahen dies als das wahrscheinlichste Szenario. Denn ohne starke Liquiditätszufuhr seitens der Zentralbanken verliere die Konjunktur rasch an Dynamik.


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Die jetzige Pandemie war laut Stöferle nur der Brandbeschleuniger für die Rezession, die die ausgeprägteste, wirtschaftliche Kontraktion seit rund 90 Jahren auslöste. Aufgrund der derzeitigen, deflationären Kräfte müssen die Zentralbanken auf immer extremere Instrumente zugreifen, um eine Depression zu vermeiden. Die beiden Studienautoren rechnen damit, dass Maßnahmen der "Modern Monetary Theory" (MMT), Helikoptergeld oder "Yield Curve Control" früher oder später implementiert werden – zusätzlich zum "Quantitative Easing" und weiterhin niedrigen Zinsen. Das werde notwendig sein, denn immer höhere, fiskalische Stimuli bergen die Gefahr, die Schuldentragfähigkeit der meisten Staaten zu überfordern.

Das führt den Autoren zufolge dazu, dass Staatsanleihen als sicherer Hafen zunehmend in Frage gestellt werden. Da mit Staatsanleihen keine positive (Real)-Renditen mehr erzielbar sind, könnte Gold an die Stelle von diesen Papieren treten. "Eine engere Verschränkung von Geld- und Fiskalpolitik scheint wahrscheinlich", prognostiziert Stöferle. "Wir sehen eine neue, geldpolitische Weltordnung."

Perfektes Umfeld für Gold
Vor diesem Hintergrund hat der Goldpreis in fast allen Währungen zuletzt neue Höchststände erreicht. Aber auch in US-Dollar sollte das gelbe Edelmetall bald neue Allzeithochs erreichen. "Der Bullenmarkt in Gold ist intakt", bekräftigte Stöferle. Aber auch Silber und Minenaktien sollten in einem solchen Umfeld reüssieren, meint er.

Ein proprietäres Bewertungsmodell der Autoren weist bei konservativer Kalibrierung einen Goldpreis von über 4.800 US-Dollar am Ende dieser Dekade aus. Aber auch höhere Goldpreise sind laut Modell möglich: "Sollte sich das Geldmengenwachstum ähnlich inflationär wie in den 1970er-Jahren entwickeln, ist bis 2030 ein Goldpreis von rund 8.900 US-Dollar denkbar", erklärte Valek. (aa)