Teuer, bürokratisch, ineffizient: Zu diesem Urteil kommen Experten, die die Regulierung des britischen Finanzsektors unter die Lupe genommen haben. Dies berichtet das "Handelsblatt" in seiner Mittwochsausgabe. Zwar füllen die Regeln und Auflagen mehr als 13.000 Seiten, ihre Umsetzung kostet die Branche 1,2 Milliarden Pfund (1,35 Milliarden Euro) pro Jahr. Ihre Wirkung halte sich jedoch in Grenzen. Dies habe eine Untersuchung der Cass Business School und der Londoner Denkfabrik New City Agenda gezeigt.

"Wir werden schlafwandlerisch in die nächste Finanzkrise geraten, wenn es bei den Regulierern nicht zu einem Kulturwandel kommt", zitiert das "Handelsblatt" die Autoren der Studie, darunter André Spicer, Professor an der Cass Business School. Es gebe eine "tief verwurzelte Kultur", Formulare auszufüllen, Häkchen zu machen und Kästchen anzukreuzen. Die Aufseher hätten die Lehren aus der Finanzkrise vergessen, würden Regeln aufweichen und ihre Machtbefugnisse nicht nutzen. Kleinere Korrekturen und immer neue Regel seien nicht zielführend, stattdessen grundlegende Veränderungen nötig.

Behörden werden ihren Aufgaben nicht gerecht
In Großbritannien beaufsichtigen zwei Behörden die Finanzbranche: Die bei der Bank of England angesiedelte Prudential Regulation Authority (PRA) reguliert die großen Geschäfts- und Universalbanken, Investmentgesellschaften und Versicherer. Die Financial Conduct Authority (FCA) indes beuafsichtigt ebenfalls große Banken. Zudem ist sie für kleinere Finanzinstitute sowie den Investorenschutz verantwortlich und soll den Wettbewerb voranbringen. Offenbar werden die beiden Behörden ihren Aufgaben aber nicht gerecht.

Die Finanzaufseher stehen seit einiger Zeit immer wieder in der Kritik. Der Leiter der FCA Andrew Bailey will nun zumindest auf einen Teil der neuen Untersuchungsergebnisse reagieren und neue Leitlinien vorstellen. (am)