Google, Amazon und Alibaba dringen zunehmend in die Welt der Finanzdienstleistungen vor. Und das durchaus erfolgreich: Die sogenannten "Big Tech"-Unternehmen schaffen schneller neuen Kundennutzen als klassische Finanzdienstleister. Das ist das Ergebnis des Financial-Services-Report 2018 der Strategieberatung Oliver Wyman, den die Experten im Rahmen des Weltwirtschaftsforums in Davos vorstellten.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Traditionelle Ertragsquellen versiegen allmählich, strukturelle Vorteile der klassischen Finanzdienstleister schwinden, und andere Branchen entwickeln zeigleich neue, einfach strukturierte Produkte mit größerem Kundennutzen. Dazu kommt der wirtschaftliche Erfolg und die Bekanntheit der Tech-Giganten. Während Zinseinkommen als historisch starke Ertragsquelle der Finanzdienstleister in den vergangenen Jahren eingebrochen sind, vermelden Amazon und Co. immer neue Gewinnrekorde.

Tech-Giganten bauen Kundenakzeptanz aus
Diese Entwicklung beobachtet auch Finja Carolin Kütz, Deutschlandchefin von Oliver Wyman: "Im vergangenen Jahrzehnt haben die Big-Techs nicht nur ihren Gewinn enorm gesteigert und ihre Kundenakzeptanz ausgebaut", sagt sie. "Es ist ihnen auch gelungen, die Spielregeln des Wettbewerbs zu verändern. Produkte stehen nicht mehr im Vordergrund, sondern aktive Lösungen." Laut Kütz geht es mittlerweile weniger um den Vertrieb als um passende Konzepte, die Kundenprobleme lösen und deren Zufriedenheit erhöhen.

Dennoch gibt es Hoffnung für die Finanzdienstleister: 51 Prozent der Privatkunden vertrauen ihrem Finanzanbieter, ergab eine Oliver-Wyman-Analyse unter 4.000 Privatkunden. Nur 39 Prozent der Befragten vertrauen Unternehmen, die nicht aus der Finanzbranche stammen.

Künftig wird es für etablierte Finanzdienstleister also zunehmend entscheidend sein, ihre Kunden besser zu verstehen. In diesem Bereich gibt es großen Nachholbedarf: Die Analyse zeigt, dass die Kunden vor allem in den Bereichen Geldtransfer, Ausgabenmanagement und Einkommensverbesserung Unterstützung brauchen. "Die Bereiche decken Finanzdienstleister derzeit noch nicht breit ab", sagt Deutschlandchefin Kütz. (fp)