Kein Zweifel: Aktien- oder Anleiheindices geben Investoren praktische Orientierung, wohin einzelne Märkte oder ganze Regionen aus Kapitalmarktsicht tendieren. Für einige besonders preisbewusste Anleger sind sie sogar wertbestimmend: ETF-Käufer hoffen, über Indexpapiere unkompliziert und billig an der Performance einzelner Messlatten teilzuhaben.

Was in entwickelten Kapitalmärkten Sinn macht, kann bei Schwellenländern leicht ins Auge gehen. Dass viele Emerging-Markets-Indices schief konstruiert sind, zeigte erst vor kurzem eine Studie von Goldman Sachs. Schwellenland-Anleger sollten indexnahe Investments meiden und lieber aktiv investieren, riet Prashant Khemka, CIO für Emerging-Markets-Aktien bei Goldman Sachs Asset Management (GSAM). Grund dafür sei die ungünstige Zusammensetzungen der Indizes selbst, die für gefährliche "Klumpenrisiken" sorgt.

Bond-Indices haben Gewichtsprobleme wegen Megaschuldnern
Ins gleiche Horn stößt Thierry Larose. Gerade die Anleihemärkte der Schwellenländer böten derzeit sehr zahlreiche Investmentopportunitäten, meint der Portfoliomanager des Petercam (L) Bonds Emerging Markets Sustainable. Viele große Emerging Markets Debt-Fonds machten den Fehler, sich an den großen Schwellenländern zu orientieren, die ein hohes Emissionsvolumen vorweisen und dementsprechend hoch in den Indizes gewichtet sind. Grundsätzlich, so Larose, seien die Anleihemärkte großer Emerging Markets wie Brasilien oder Südafrika bereits sehr liquide und auch in der Lage, größere Handelsvolumina kurzfristig zu verkraften. "Bei starken Verkaufswellen können Liquiditätsprobleme jedoch nicht ausgeschlossen werden, besonders in kleineren Märkten", warnt der Schwellenländerexperte beim belgischen Vermögensverwalters Degroof Petercam Asset Management.

Anleger tun also gut daran, darauf zu achten, Risiken nur in einem angemessenen Rahmen einzugehen. Dies lasse sich am besten realisieren mit einem aktiven Managementansatz, der die nötige Freiheit besitzt, Benchmark-unabhängig und selektiv in Einzeltitel auf Basis von Lokalwährungen zu investieren. Investoren, die nicht Benchmark-orientiert agieren, müssen nicht zwingend den größten Emittenten haben, sondern können sich vielmehr auf diejenigen Länder konzentrieren, die aus Gläubigersicht am interessantesten erscheinen.

Aktiv kommt weiter
Das bringt für Fondsanleger enorme Vorteile, ist Larose überzeugt. "Aktives, Benchmark-freies Management optimiert das Risiko-Rendite-Profil von Emerging Markets-Anleihenportfolios. Wenn wir von den Fundamentaldaten ausgehen, versuchen wir immer diejenigen Währungen oder Länder zu identifizieren, die wirtschaftlich gut dastehen und langfristig aufgrund der Mittelzuflüsse Aufwertungspotenzial haben“, betont Larose.

Laut seinen Berechnungen liegt die erwartete Rendite für globale Emerging Markets-Staatsanleihen bei 5,5 Prozent, gegenüber 2,2 Prozent bei US-Government Bonds und einem Prozent bei europäischen Staatsanleihen – wobei zu berücksichtigen ist, dass in der Eurozone bereits 55 Prozent der Staatsanleiherenditen unter der Nullmarke liegen. "Der wachsende Anteil von Minus-Renditen bei Staatsanleihen der Industrieländer macht Schwellenländer-Staatsanleihen zunehmend attraktiv", fasst Larose zusammen. (ps)