Über einige Jahre hinweg gehörte der von Luca Pesarini und Arnoldo Valsangiacomo gemanagte Mischfonds Ethna-Aktiv zu den absoluten Vertriebsrennern im Privatkundengeschäft. Seit Jahresanfang hat sich das geändert. Der Start ins laufende Börsenjahr verlief alles andere als glücklich, auch per Ende Mai liegt der Fonds mit einem Wertverlust von knapp fünf Prozent weiter hinten. Ausgewirkt hat sich das unter anderem auf das verwaltete Fondsvolumen. Das lag zeitweise bei deutlich über zwölf Milliarden Euro, heute sind es durch Mittelabflüsse und Performanceeinbußen nur noch gut neun Milliarden Euro.

Mittlerweile hat das dazu geführt, dass der Ethna Aktiv selbst über drei Jahre hinter seiner Vergleichsgruppe und vielen Wettbewerbern rangiert. Im gemeinsamen Analysegespräch mit FONDS professionell und Otto Christian Kober, Global Head of Methodology bei Thomson Reuters Lipper, räumen denn auch Pesarini und Valsangiacomo ein: "Wir sind nicht zufrieden mit dem Performanceergebnis, das wir bisher abgeliefert haben."

Tiefgreifende Veränderungen, enormer Anstieg der Volatilitäten
Die Situation an den Kapitalmärkten sei allerdingsderzeit alles andere als einfach, erklärt Pesarini weiter, und bringt seine Hauptsorge auf den Punkt: "Wir alle sind Zeugen tiefgreifender Veränderungen, die sich in erster Linie in einem enormen Anstieg der Volatilitäten zeigen. Daher ist es sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass wir mittlerweile in einem regelrechten Spekulations-Eldorado angekommen sind, was letztlich dazu geführt hat, dass nahezu alle Assetklassen enorm stark miteinander korreliert sind."

Eine klassische Strategie der Diversifikation, wie sie Ethenea im Aktiv-Fonds seit jeher verfolge, funktioniere im Grunde nicht mehr. "Vor diesem Hintergrund sind wir sicher zu optimistisch ins Jahr gestartet", so Pesarini. "Wir waren zu hoch in Aktien investiert und haben uns prompt eine blutige Nase geholt." Und gleich drauf habe es den zweiten Dämpfer gegeben, weil man von der im Februar einsetzenden Aufholbewegung aufgrund des inzwischen reduzierten Aktienexposures nicht habe profitieren können.

Kämpferisch trotz gedrücktem Ergebnis
Entmutigen lassen wollen sich die beiden Fondslenker davon aber nicht. "Auf der Rentenseite bleiben wir in erster Linie in den USA investiert, wo mit Anleihen immerhin noch zwei oder drei Prozent zu verdienen sind", so Pesarini, auch wenn das damit immer verbundene Währungsrisiko enorm angestiegen sei. "Je nachdem, welches Segment man betrachtet, ist der US-Dollar sicher um zehn Prozent überbewertet, was eigentlich auch nicht verwundern kann", ergänzt Valsangiacomo. "Ende vergangenen Jahres hatte die Federal Reserve noch ganz klar signalisiert, dass die Zinsen sukzessive weiter steigen würden und dass es bei dem Zinsschritt vom Dezember nicht bleibt und mit mindestens drei oder vier weiteren Zinsschritten noch in diesem Jahr zu rechnen sein würde." Heute sei man in einer vollkommen anderen Situation.

Trotz gedrücktem Ergebnis geben sich die beiden Fondslenker im Interview kämpferisch. "Wir lassen uns nicht verrückt machen, sondern konzerntrieren uns weiterhin auf unseren Investmentstil und unsere Strategie", so Pesarini. Auch wenn es im Ethna Aktiv in den vergangenen Monaten durchaus zu hohen Mittelabflüssen gekommen sei, so betreffe das doch in erster Linie das sogenannte "Short Money", also Anlegergelder, die in einer schwierigen Phase genauso schnell wieder aus dem Fonds herausfließen, wie sie gekommen sind. Pesarini: "Außerdem können wir nicht auf der einen Seite die Langfristigkeit einer Investmentstrategie predigen, auf der anderen Seite aber unserem eigenen, langfristig orientierten Anlagestil untreu werden, um nun in aller Hektik zu versuchen, Verluste krampfhaft wieder wettzumachen." (hh)


Das vollständige Interview lesen Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2016 von FONDS professionell, die den Abonnenten in diesen Tagen zugestellt wird.