Nach einigen herausfordernden Jahren sind die Schwellenländer nun wieder auf einem guten Weg. Zu dieser Einschätzung kommt Michael Hasenstab, prominenter Fondsmanager der Investmentgesellschaft Franklin Templeton. So war 2015 das fünfte Jahr in Folge mit abnehmendem Wachstum, zu der normalen zyklischen Abschwächung kamen in den vergangenen Jahren noch bedeutende und miteinander zusammenhängende Schocks hinzu. "Trotz der Schwere dieser Schocks ist jedoch keine systemische Schwellenländerkrise nach dem Muster der 1990er Jahre ausgebrochen", sagt Hasenstab. 

Grund für diese überraschende Widerstandsfähigkeit seien die Lektionen, die die Schwellenländer aus den vorigen Finanzkrisen gezogen haben. "Viele von ihnen, wenn auch nicht alle, konnten dadurch inzwischen ansehnliche Puffer und Schutzmaßnahmen einrichten", erklärt der Manager des Templeton Global Bond sowie des Templeton Global Total Return

Die wichtigste Veränderung in den Schwellenmärkten, die ihre Anfälligkeit für Finanzkrisen verringert hat, ist laut Hasenstab wohl die deutliche Vertiefung der inländischen Finanzmärkte im vergangenen Jahrzehnt. In vielen Ländern ist durch das Aufkommen einer breiten Mittelschicht eine zuverlässige einheimische Anlegerbasis entstanden. In der Vergangenheit aber fehlte es oft genau daran, sodass die Auswirkungen von Finanzvolatilität druch die sofortige Flucht ausländischen Investmentkapitals noch verstärkt wurden.

Ansteckungsgefahr hat sich verringert
Natürlich unterschieden sich die konkreten Finanzkrisen in unterschiedlichen Regionen und Ländern deutlich, jedoch gebe es offenbar auch gemeinsame Motive, so Hasenstab: "Erstens scheint sich die Ansteckungsgefahr verringert zu haben. Zweitens waren die meisten der jüngsten Krisen wie beispielsweise in Brasilien relativ begrenzte Währungskrisen, die nicht sofort auch das Bankensystem erfasst haben."

Seit der globalen Finanzkrise haben sich die Schuldenstände der Schwellenländer zwar erhöht. "Diese Entwicklung spricht jedoch dafür, dass sich die Robustheit der Finanzarchitektur in vielen Ländern verbessert hat, sodass global gesehen die Widerstandsfähigkeit größer ist als in der Vergangenheit", sagt der Fondsmanager. (fp)