Von Schuldscheinen des amerikanischen Staates lässt Michael Hasenstab die Finger – und rät anderen Investoren dringend, es ihm gleich zu tun. Hasenstab, der den 40 Milliarden US-Dollar schweren Templeton Global Bond Fund betreut und dazu noch den Templeton Global Total Return managt, nennt eine ganze Reihe von Gründen für seine pessimistische Einschätzung: höhere Verbraucherpreise durch einen überhitzten US-Arbeitsmarkt bis zum Rückzug ausländischer Käufer.

Hasenstab hat auf dieser Basis seit mindestens 2015 seine Strategie gefahren und auch daran festgehalten, als die Renditen letztes Jahr auf Rekordtiefs sanken. Treasuries zu kaufen sei "wie im April auf einem See Schlittschuh zu laufen", sagte er im Interview mit Bloomberg TV. "Er ist noch zugefroren, aber letztlich wird das Eis einbrechen." 

Seit der Wahl von Donald Trump im November entwickeln sich die Dinge offenbar in Richtung von Bond-Bären wie Hasenstab. Trumps Wahlsieg hat dazu beigetragen, den so genannten Reflation-Trade anzuheizen, getrieben von Erwartungen, dass starke Anreize und stärkeres Wachstum zu steigenden Renditen führen werden. Allerdings lief die Wette nicht mehr so gut, als sich im März abzuzeichnen begann, dass es bei wichtigen Gesetzesvorgaben zu Verzögerungen kommen wird, und zudem geopolitische Risiken im Ausland Investoren wieder zurück in Anlagen trieben, die als sicherer Hafen gelten.

Trumps Steuerreformpläne treiben Zinsen in die Höhe
Die Renditen sind in dieser Woche gestiegen, nachdem Trump die lange erwarteten Einzelheiten zu seinen Vorschlägen für eine Steuerreform ankündigte. Dazu dürfte auch eine Verringerung der Unternehmenssteuern auf 15 Prozent gehören. Ein Teil der "Sicherer-Hafen-Nachfrage", der die Kurse der Treasuries stützte, ist auch nach dem Ergebnis der ersten Wahlrunde bei den französischen Präsidentschaftswahlen abgeebbt. "Die Erkenntnis wird sich durchsetzen, dass sie keine ’Sicherer-Hafen-Anlage’ sind, weil es enorme Risiken gibt, wenn man Treasuries zu 2,5 Prozent kauft", sagte Hasenstab. Pessimistisch ist er insbesondere im Hinblick auf 10- und 30-jährige Papiere, deren Renditen im letzten Jahr auf Rekordtiefs gefallen waren. (Bloomberg/kb)