"Die Diskussion aktiv versus passiv halte ich für überzogen", sagte Henning Gebhardt, Portfoliomanager des Berenberg Aktien-Strategie Deutschland, bei einer gut besuchten Podiumsdiskussion am FONDS professionell KONGRESS 2018 in Wien. "Historisch liefert das aktive Management bessere Zahlen. Das Ganze ist eine Diskussion, die zyklisch immer wieder kommt", gibt sich Gebhardt gelassen. ETFs ziehen die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich, weil seit Ende 2016 die Aktienmärkte sehr kräftig anzogen – die an die Indizes angebundenen ETFs entwickelten sich entsprechend stark mit.

Aktive performen besser
Die Debatte betreffe vor allem die USA, so Gebhardt. In Europa sei der langfristige Vergleich der Zahlen jedenfalls eindeutig. Europäische aktiv gemanagte Fonds haben in den Jahren zwischen 2000 und 2016 durchschnittlich jährlich 78 Basispunkte mehr abgeworfen als passive Fonds – und das nach Gebühren. Die eigene Benchmark haben die europäischen Fondsmanager jährlich mit 42 Basispunkten outperformed, wie Daten zeigen, die Berenberg präsentierte.

2018 sollte laut Gebhardt aufgrund guter makroökonomischer Vorgaben und starker Gewinnerwartungen in den Unternehmen ein gutes Aktienjahr werden. Weil aber die Volatilität zunehmen dürfte, könnte das Sentiment der Anleger wieder zugunsten der aktiven Manager umschlagen, so der Fondsprofi. Die letzten Zahlen aus dem eigenen Haus dürften die Anleger jedenfalls zufriedenstellen. Gebhardt hat seine Benchmark seit Juni 2017 (Auflegung des Fonds) um 3,5 Prozentpunkte geschlagen. Kollege Born, der den Eurozone Focus Fund bei Berenberg steuert, hat seit Auflegung im Oktober 2017 eine Outperformance von 1,9 Prozentpunkten erzielt.

"Sehe keinen Strukturbruch"
Born, angesprochen auf mögliche Problemfelder im Jahr 2018 wie Inflationsgefahr oder steigende Zinsen, zeigt sich unbeeindruckt: "Ich sehe keinen Strukturbruch. In Europa ist möglicherweise ein leichter Gegenwind von der Währungsseite zu erwarten, aber das ist schon das Einzige.". Der Euro hatte vergangenes Jahr sehr deutlich zum Dollar aufgewertet.

Gebhardt ergänzt: "Es ist sehr einfach: Am Aktienmarkt hat man nur eine Chance, wenn die Gewinne steigen. Wir haben Wachstumsprognosen im zweistelligen Prozentbereich auch in Europa. Und ich sehe in den nächsten drei Jahren keine Änderung des makroökonomischen Trends".

Gebhardt investiert beim Berenberg Aktien-Strategie Deutschland in Qualitätsunternehmen mit überdurchschnittlichen strukturellen Wachstums- und Erfolgsaussichten. Er wechselte vor gut einem Jahr von der DWS zur ältesten Privatbank Deutschlands, die ihr Wealth- und Assetmanagement kräftig ausbaute. Bei der DWS hatte Gebhart 16 Jahre lang den Erfolgsfonds "DWS Aktien Strategie Deutschland" verantwortet. Der Aktien-Strategie Deutschland-Fonds wurde zum neuen Flaggschiff von Berenberg ausgerufen und ist konzeptionell an den DWS-Fonds angelehnt. Gebhart leitet gleichzeitig das Wealth und Asset Management. Born kam ebenfalls 2017 zu Berenberg. Davor hatte er unter anderem seit 2007 den Deutschlandaktien-Klassiker Concentra von Allianz Global Investor gelenkt (eml)