Henning Gebhard stand vor rund zehn Tagen in Frankfurt auf der Bühne und hat im Rahmen einer feierlichen Gala den Sauren Golden Award in der Kategorie Comeback entgegen genommen. Danach stand der Chefanleger der Berenberg Bank der Welt am Sonntag (WamS) in einem Interview Rede und Antwort: Anlässlich der am kommenden Sonntag anstehenden  Bundestagswahl äußerte sich der Starmanager über die Auswirkungen der Politik auf die Börsen, und über Donald Trump.

So geht Gebhardt davon aus, dass der Ausgang der Wahl die Börsen kaum beeinflussen wird. Ob Angela Merkel im Bundeskanzleramt bleiben wird, oder ihr SPD-Herausforderer dort einzieht, lasse Anleger weitgehend kalt. "Für die exportstarke deutsche Wirtschaft ist es wichtiger, wer dort regiert, wo die Waren made in Germany landen – also in Frankreich, Großbritannien oder Amerika. Der deutsche Kanzler ist für den Kursverlauf deutscher Aktien weniger entscheidend", sagt Gebhardt der Zeitung – und bestätigt damit eine aktuelle Auswertung der Sutor Bank zum selben Thema.

Für den Aktienexperten ist entscheidender, was nach der Wahl geschieht. Hier gebe es eine Reihe an Themen, die "das Potenzial für Verwerfungen haben: bei Aktien, Anleihen und beim Euro". Dazu zählen die Wahlen in Italien, dem größten Schuldnerland der Eurozone, und die noch nicht ausgestandene Griechenland-Krise. Auch außerhalb der EU lauern Gefahren für die Weltwirtschaft – und die Börsen: "Die größte Bedrohung für die Kurse ist fraglos der Korea-Konflikt", erläutert der Experte im WamS-Gespräch.

Schützende Hände der Zentralbanken
Der ehemalige Manager des DWS Aktien Strategie Deutschland und Verantwortliche des ähnlich strukturierten Berenberg Aktien – Strategie Deutschland führt auf Nachfrage weiter aus, dass politische Themen und Krisen in der jüngeren Vergangenheit unter anderem aus dem Grund keine Auswirkungen auf die Börsen hatten, da die Notenbanken ihre schützenden Hände über die Börsen hielten. Zudem hätten die Unternehmen von einem Wirtschaftsaufschwung in Europa, den USA und Asien profitiert.

Dennoch ist er misstrauisch, ob die Rally weitergeht: "Ein Kursrückgang darf gerade nach den sehr guten Aktienjahren seit 2010 keinen Anleger überraschen. Die Notierungen können jederzeit fünf, zehn oder sogar 20 Prozent abrutschen", begründet Gebhardt seine Vorsicht. 

Trump als Spielverderber
Dass die Kurse weiter steigen, ist in Gebhardts Augen zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht sehr wahrscheinlich. Denn das hänge an einer Person: "Vielleicht bekommt Trump doch mal etwas hin. Derzeit rechnet kaum ein Anleger damit, dass der US-Präsident eines seiner Hauptwahlversprechen einlösen wird. Gerade die Steuerpläne sind wichtig. Erfüllt Trump plötzlich seine Steuersenkungsversprechen, könnte das die Aktienkurse in den Vereinigten Staaten in Bewegung setzen", so das Urteil. (jb)