Die anziehende Teuerung macht Anleger nervös – nicht nur an den Rentenmärkten. Aktien gelten zwar gemeinhin als inflationssichere Sachwerte. Das stimmt aber nur, solange die Notenbanken nicht die Zinsen anheben, um das Preiswachstum in den Griff zu bekommen. Sobald das geschieht, wird es auch für Aktieninvestoren unangenehm, warnt Manfred Schlumberger, Leiter des Portfoliomanagements bei Star Capital. "Schließlich sollten Aktienkurse nichts anderes widerspiegeln als die mit dem allgemeinen Renditeniveau abgezinsten Unternehmensgewinne der Zukunft", erklärt er. "Höhere Zinsen führen entsprechend dazu, dass zukünftigen Gewinnen heute ein niedrigerer Wert beigemessen wird als bei tieferen Zinsen."

Momentan müssen sich Aktienanleger trotz gestiegener Inflationsraten keine großen Sorgen machen, schätzt Schlumberger. Denn die Abwärtsspirale an den Börsen setzt nur ein, wenn die Inflation dauerhaft ein gewisses, relativ hohes Niveau erreicht. "Aus der empirischen Kapitalmarktforschung wissen wir, dass die Aktienmärkte prinzipiell erst bei nachhaltig und dynamisch über ein Niveau von drei Prozent hinaus ansteigenden Inflationsraten negativ getroffen werden", sagt Schlumberger. Ein solches Szenario ist bisher nicht in Sicht.

Tech-Hype vor dem Aus?
Schlumbergers Inflations-Entwarnung gilt indes nicht für den gesamten Aktienmarkt. Ausgerechnet das momentan beliebteste Marktsegment sieht wohl harten Zeiten entgegen. "Bereits bei geringen Inflations- beziehungsweise Zinsanstiegen werden teure Wachstumswerte, beispielsweise aus dem US-Technologiesektor, überproportional negativ tangiert", warnt der Star-Capital-Experte. Grund dafür ist der hohe Verschuldungsgrad und die höhere Bewertung von Growth-Titeln.

Weil die Technologie-Dickschiffe Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Microsoft sowie die Google-Mutter Alphabet fast ein Viertel des US-Leitindex S&P 500 ausmachen, dürfte der US-Markt im globalen Vergleich in der kommenden Zeit schlecht abschneiden, prophezeit Schlumberger. (fp)