Die meisten Investoren blicken momentan positiv in die Zukunft. Es scheint allerdings, als ob der Optimismus überhandnimmt, sagt Manfred Schlumberger, Leiter des Portfoliomanagements bei Starcapital. Nach einer Umfrage der American Association of Individual Investors (AAII) rechnen derzeit rund 75 Prozent der Anleger mit weiter steigenden Kursen. Zum Vergleich: Bereits ab einem Wert von 40 bis 50 Prozent sendet der AAII-Indikator Kaufsignale. "Da der Optimismus auch bei den US-Fondsmanagern sehr hoch ist, macht dies den Markt anfällig für Korrekturen im ersten Quartal", warnt Schlumberger. 

Mittelfristig gibt es für gute Stimmung durchaus auch gute Gründe, sagt der Starcapital-Experte. "Auf mittlere Sicht sind die Marktperspektiven ausgesprochen gut", urteilt er. So dürfte das Bruttoinlandsprodukt in den USA in diesem Jahr real um 5,5 Prozent und im Euroraum um 3,8 Prozent wachsen. US-Präsident Joe Biden wird die Fiskalhilfen im Rahmen der Corona-Krise aller Voraussicht nach nochmals ausweiten, zudem kommen die Vereinigten Staaten rasch mit den Impfungen voran. Auch in Europa gibt die Geldpolitik Vollgas. "Dank der enorm hohen Liquidität in Kombination mit Nullzinsen und der Staatsfinanzierung durch die EZB steht die Börsenampel aus monetärer Sicht auf dunkelgrün", sagt Schlumberger.

Aktienkurse mit Luft nach oben
Trotz des kräftigen Kursplus im vergangenen Jahr sind Aktien nach Ansicht des Starcapital-Anlageexperten noch nicht zu teuer. "Das Shiller-KGV signalisiert eine absolut normale Bewertung des breiten Marktes", sagt er. Selbst die Kurse begehrter Tech-Aktien wie Amazon oder Apple seien derzeit nicht zu hoch – vor allem, wenn Anleger sie mit den Kursen zu Zeiten der Dotcom-Blase im Jahr 2000 vergleichen. 

Anlegern rät Schlumberger, von Anleihenkäufen abzusehen. Schuldtitel brächten aufgrund der niedrigen Zinsen weiterhin kaum Rendite. Stattdessen sollten Investoren ihr Portfolio weiter mit Aktien aufstocken. Besonders interessant seien Titel aus dem Bereich Tourismus oder Luftfahrt. Schlumberger sieht dort Erholungspotenzial: "Die Menschen wollen nicht nur im Taunus rodeln, sondern in den Süden reisen und auf Kreuzfahrt gehen", sagt er. (fp)