Sozial ist gut. Und so klingt auch die Mitteilung der BKS-Bank wie ein voller Erfolg. Sie hat nach Eigenangaben als erste Bank in Österreich einen Social Bond angeboten und nun vollständig an den Mann gebracht. Der Erlös aus dem "0,625% BKS Bank Obligation Social Bond 2017-2022/1" geht zur Gänze in die Finanzierung des Pflegezentrums "MaVidaVelden" für Menschen mit Demenzerkrankung. "Wir freuen uns, dass unser Social Bond auf reges Interesse bei privaten und institutionellen Anlegern gestoßen ist und voll am Markt platziert werden konnte. Dies zeigt, dass in Österreich durchaus Bedarf an nachhaltigen Geldanlagen herrscht", erklärt BKS Bank-Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer in einer Aussendung.

Retail-Publikum zögerte
Doch gar so rege war das Interesse bei genauerer Betrachtung nicht: Es dauerte ein halbes Jahr, bis die fünf Millionen Euro am Markt untergebracht waren. Kein Wunder, die Anleihe wurde hauptsächlich den Retailkunden angeboten, wie man erfährt. Deren Mittel für die Streuung sind bekanntlich knapper. Und anders als institutionelle Investoren können sie das Schlagwort "sozial" nicht in einem Geschäftsbericht anführen, um so die geringe finanzielle Rendite durch Marketingeffekte aufzuwiegen.

"Eine Platzierung über diese Zeitspanne war geplant. Da dieses Produkt eine fünfjährige Laufzeit aufweist, ist es nicht für jeden Kunden geeignet und erfordert eine sorgfältige Beimischung im Kundenportfolio", sagt Stockbauer auf Anfrage. Die BKS will heuer jedenfalls einen weiteren Social Bond oder einen Green Bond auflegen. Doch angesichts der geringen Rendite ist fraglich, ob Retailkunden ein größeres Ausmaß bei solchen Anleihen überhaupt brauchen – beziehungsweise ob ein Berater so ein Investment wirklich mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Sinn von Großemissionen fraglich
Schließlich bleiben nach KESt beim aktuellen Social Bond gerade einmal 0,45 Prozent Rendite für ein fünfjähriges Investment über. Aus technischer Sicht kauft der Anleger hier aber nichts anderes als eine Bankanleihe, denn Emittentin ist nicht das Sozialprojekt sondern die Bank. Und eine Bankanleihe wäre normalerweise deutlich höher verzinst. Zum Vergleich: Eine ebenfalls 2017 begebene Anleihe der BKS mit Laufzeit bis 2025 verspricht eine Rendite von 1,09 Prozent nach KESt-Abzug. Beide sind vom Rang her gleichgestellt (Senior Notes). In beiden Fällen ist Emittentin die BKS, ihr Emittentenrisiko erwirbt der Käufer mit: Bekäme die Bank Probleme, müssten die Anleger beider Bonds im gleichem Maß um ihr Geld zittern.

Als Beimischung leistet der Anleger mit einem Social Bond zweifelsohne einen wertvollen sozialen Beitrag. Darüber hinaus blickt er auf einen nachvollziehbaren Weg seines Geldes. Aber in größerem Umfang ist "sozial" als Prädikat allein wohl zu wenig. Am Ende hat der Anleger eine Bankanleihe im Portfolio. Und Bankanleihen sind selbst bei den großen Profiinvestoren seit Jahren ein polarisierendes Thema – ganz von konkreten Ratings und von der Solidität eines Institutes abgesehen.

Nachhaltigkeit muss Rendite nicht unbedingt schmälern
Nicht zuletzt gibt es ja eine immer größere Anzahl an Produkten am Markt, bei denen Nachhaltigkeit nicht unbedingt einer vernünftigen Rendite entgegensteht. Unternehmen, die bewusst ethische, ökologische oder soziale Kriterien berücksichtigen, sind – nicht immer, aber immer öfter – auch sehr gute Renditebringer. Auch deswegen ist der Boom nachhaltiger Fonds und Mandate in Österreich mit 24 Prozent Volumenszuwachs im Jahr 2016  ungebrochen. (eml)