"Fast jeder China-Investor schaut zuerst einmal auf die großen und bekannten Benchmarks, wenn es um ein China-Engagement geht", erklärte der gebürtige Franzose Fabrice Jacob, CEO und CIO von JK Capital Capital Management, einer Hongkonger-Tochter von La Francaise, anlässlich seines Wien-Besuchs. Damit täten sich Investoren jedoch keinen Gefallen: In den Indizes sind die von der chinesischen Administration traditionell eng am Gängelband gehaltenen staatsnahen Unternehmen stark übergewichtet. "Staatsnahe Organisationen zählen nicht gerade zu den am besten gemanagten Unternehmen", erinnerte Jacob. Die Musik spielt in China des 21. Jahrhunderts nicht bei den großen Unternehmen, sondern bei den Millionen kleinen und mittelgroßen Firmen. Inzwischen arbeiten in der Volksrepublik China 75 Prozent der Bevölkerung in der Privatwirtschaft und sorgen für wirtschaftliche Dynamik. Dies werde aber laut Jacob in den meisten China-Indizes nicht ausreichend gewürdigt, weshalb sein LFP JKC China Value Fonds auf einen strikten, wertorientierten Stock-Picking-Ansatz setzt.
 
Wie Phönix aus der Asche
Auch wenn es 2014 eindeutig schlecht gelaufen ist (laut Bloomberg ist der Fonds nur im 2. Perzentil, auf Ein-Jahressicht nur 3. Perzentil), hat der Fondsmanager seine Benchmark, den MSCI China Free, langfristig klar outperformt (siehe Grafik eins). So erzielte der Fonds seit Auflage im Februar 1998 eine Performance von 204,5 Prozent, während der Index nur 23,6 Prozent erbrachte. Investoren, die Jacob Geld anvertrauen, müssen daher nicht nur einen langen Atem, sondern auch Vertrauen in seine Stock-Picking-Qualitäten haben, die einfach Zeit zum Entwickeln benötigen. Denn Licht und Schatten wechseln sich ab: In den meisten Jahren ist der Fonds ein klarer Outperformer, in anderen Jahren, wie beispielsweise 2011 oder auch 2014, läuft es hingegen weniger gut (siehe Grafik zwei).
 
Die Musik spielte bei Large Caps
Die aktuelle Schwächephase einer relativen year-to-date Underperformance  von mehr als acht Prozent erklärt Jacob damit, dass dieses Jahr insbesondere Large Caps gut liefen und er als Value-Investor mit einem Mid und Small Cap-Bias das Nachsehen hat. Die Fondsratinghäuser verstehen das jedenfalls: Morningstar bewertet den LFP JKC China Value mit vier Sternen, und Fitch Ratings beurteilt den Fonds mit "strong". Diese Einschätzungen helfen auch beim Mittelzufluss: Das Fondsvermögen wuchs insbesondere seit Mitte 2012 stetig von rund 50 Millionen auf mittlerweile rund 236 Millionen US-Dollar und hat damit größere Chancen, auf dem Radar von Dachfondsmanagern zu erscheinen. Andere Häuser haben sich die Expertise Jacobs jedenfalls bereits gesichert: Sowohl Russell Investments als auch Danske Capital haben Jacobs Managed Accounts mit Fokus chinesische Value-Aktien anvertraut.
 
Der diesjährige Drawdown hat sogar sein Gutes: Da sich das Fondsmanagement seine Expertise auch mit einer Performance Fee abgelten lässt, könnte gerade die diesjährige Underperformance einen den Einstieg interessant machen, um die leistungsabhängige Verwaltungsgebühr im nächsten Aufwärtstrend zu sparen.
 
Strategie jenseits des Benchmark-Hugging
Jacob kombiniert einen Sektor- mit einem Mid-Cap-Ansatz. Die Sektorenwahl erfolgt auf Basis einer Top-Down-Makro-Sicht, wodurch bewusst große Wetten gegenüber dem MSCI Chine Free-Index eingegangen werden. Im Index sind traditionell Branchen wie Finanzwerte, Energie oder Telekommunikation stark gewichtet. Der Bias zeigt sich in einem starken Exposure in kleinkapitaliserten Werten, die anhand eines Bottum-Up-Ansatzes gewählt werden. "Small und Mid Caps sind viel volatiler als Large Caps - sowohl auf der Up- als auch auf der Downside. Von daher kommt es entweder zu einer Out-, oder auch Underperformance", erklärte Jacob. In wieweit Jacob bei der Marktkapitalisierung vom MSCI China Free abweicht, ist Grafik drei zu entnehmen. Jacobs steht eine Art "Airbag" zur Verfügung: Im Gegensatz zu vielen anderen Fonds kann Jacobs diskretionär seine Cash-Quote auf bis zu 50 Prozent erhöhen, wovon er 2008, aber auch Ende 2011 Gebrauch machte (siehe Grafik vier).
 
Wie geht es weiter?
Der JKC-CIO erwartet für China einen Wachstumsrückgang, was für ihn aber ein gutes Zeichen darstellt: Die kommunistische Administration will ja bekanntlich das Wirtschaftswachstum dämpfen, um allfällige Blasen in der Bau- oder Immobilienbranche, aber auch im Schattenbankensystem zu verhindern bzw. aus den bereits existierenden Blasen langsam die Luft entweichen lassen. Falls das Wirtschaftswachstum und insbesondere die Kreditvergabe jedoch plötzlich stark stiegen, wären dies für Jacob eher ein Warnsignal dafür, dass in Chinas Wirtschaft etwas schief liefe und die Regierung Probleme mit unnatürlich hohem Wachstum übertüncht.
 
Da viele Zentren chinesischer Städte den schnöden Charme der 1970er und 1980er versprühen und teilweise dringend renoviert oder besser komplett erneuert gehören, setzt er in seinem Portfolio auf die Profiteure dieses zu erwartenden Renovierungsbooms.
 
Jacob scheint damit richtig zu liegen: Vor einigen Tagen erklärte der Generalsekretär der wichtigen Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission, Li Pumin, dass Projekte wie die Sanierung "heruntergekommener" Städte oder auch der Ausbau des Schienennetzes vorgezogen werden würden, um der Konjunktur neuen Schwung zu geben. Auf Ebene der Einzeltitel gefallen Jacob zurzeit die Aktien "Sihuan Pharmaceutical", Sunny Optical", "Goldpac" sowie "EVA Precision".
 
Langer Atem nötig
Jacob lebt seit fast zwanzig Jahren in Hongkong und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung, Fondsmanager des LFP JKC China Value ist er seit 1998. Anleger, die in China keinesfalls in die von Misswirtschaft geprägten Staatsunternehmen investieren und langfristig Überrenditen erzielen wollen, müssen seinen Ideen Zeit zum Reifen geben und im Rahmen eines "Buy-and-Hold-Ansatzes" über ausreichend hohe Risikobudgets verfügen. (aa)
 
1413539776.jpgSowohl langfristig (links), als auch mittelfristig (rechts), hat der China-Fonds LFP JKC China Value seine Benchmark MSCI China Free outperformt.
 
1413539786.jpgTraumjahren, wie 2009 und 2010, folgten weniger gute Jahre, wie beispielsweise 2011.
 
1413539793.jpgWährend in der Benchmark 92 Prozent der Aktien Large Caps sind (orange), befinden sich im Fonds nur 39 Prozent Large Caps (blauer Balken links). Dafür sind im JKC China Value-Fonds Mid Caps aber auch Small Caps wesentlich stärker als im MSCI China Free gewichtet.

1413542692.jpgFondsmanager Jacob kann im JKC China Value die Cash-Quote auf bis zu 50 Prozent erhöhen.