Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, warnt seit Monaten vor den Turbulenzen, die ein Brexit in Europa auslösen könnte. Und die Schweiz hat in der Tat Grund, nervös zu sein. Im Falle eines Ausstiegs Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) könnte der Franken nach Einschätzung von Volkswirten sprunghaft steigen, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg. Die SNB dürfte der Aufwertung mit aggressiven Interventionen begegnen, heißt es. Einige Volkswirte rechneten damit, dass die Zentralbank den Einlagensatz dann von seinem aktuellen Rekordtief von minus 0,75 Prozent weiter senken würde.

Im Januar 2015 hatte die SNB den Euro-Mindestkurs für den Franken aufgegeben. Seitdem nutzen die Schweizer Notenbanker negative Zinsen und gelegentliche Interventionen, um den Druck von ihrer Währung zu nehmen. So gelang es ihnen, den Franken in den vergangenen zwölf Monaten um rund drei Prozent zu schwächen. Inzwischen hat er gegenüber dem Euro aber wieder angezogen. Vergangene Woche wertete der Franken zum ersten Mal seit Mitte April über die Marke von 1,09 je Euro hinaus auf. Ein Votum für den Brexit könnte die Lage weiter verschärfen und die jüngsten Bemühungen der SNB zunichtemachen.

Keine Überraschungen
Am Donnerstag steht die nächste Zinsentscheidung der SNB an. Überraschungen sind so kurz vor dem Brexit-Referendum nicht zu erwarten. Ökonomen rechnen Bloomberg zufolge damit, dass sowohl der Einlagensatz als auch das Ziel für den Drei-Monats-Libor unverändert bleiben. Die Zentralbank wird am 16. Juni auch neue Prognosen für Wachstum und Inflation veröffentlichen. Wenige Stunden später folgt die Zinsentscheidung der britischen Notenbank. Deren Chef Mark Carney hat davor gewarnt, dass ein Brexit im Vereinigten Königreich eine Rezession auslösen könnte. (fp)