Blackrock muss sich dem Marktdruck beugen. Personaleinsparungen, eine tiefgreifende Reorganisation der Fondsangebote und eine saftige Senkung der Gebühren sind die Antwort.

Acht der insgesamt 201 Milliarden Dollar, die derzeit die aktiven Akienfondsmanager von Blackrock verwalten, sollen in günstigere Angebote transferiert werden. Laut einem Insider, den Bloomberg zitiert, werden manche Gebühren in einer Fondsklasse um ungefähr die Hälfte gesenkt. Mehr als 30 Mitarbeiter, darunter Fondsmanager und Analysten, müssen gehen.

Die Meldung hat einige Brisanz: Nur die Großen werden überleben, heißt es in der Branche seit langem. Ausdruck dafür sind die jüngst angekündigten Mega-Merger von Janus Capital und Henderson sowie Aberdeen und Standard Life. Erst kürzlich skizzierte Allianz-Global- Investors-Chef Andreas Utermann mit seinem Statement, die Branche sei träge und selbstgefällig geworden, die Situation (FONDS professionell ONLINE berichtete). Dass Masse allein nicht hilft, zeigt nun der Fall Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt.

ETF-Siegeszug rollt unaufhaltsam
Ein Hauptgrund: Immer mehr Kunden – darunter vermehrt auch institutionelle Geldgeber – wechseln in günstigere ETF-Angebote und stellen die Leistung von aktiv gemanagten Fonds grundsätzlich in Frage, die häufig den Markt underperformen. Das zeigte ausgerechnet eine neulich von Blackrock selbst in Auftrag gegebene Umfrage

In jüngster Vergangenheit sind zahlreiche traditionelle Asset Manager deshalb dazu übergegangen, eigene ETF-Sortimente aus dem Boden zu stampfen. So stiegen Franklin Templeton oder Legg Mason in den vergangenen Monaten mit Elan in das ETF-Geschäft ein. Zuletzt schloss sich Fidelity diesem Lager an. Andere wie J.P. Morgan AM bauen ihr Angebot schrittweise aus.

"Selbstkannibalisierung" bei Blackrock
Blackrocks ETF-Tochter iShares ist weltweite Marktführerin für börsengehandelte Indexfonds – und profitiert kräftig vom geänderten Kundenverhalten. Deren passive Indextracker sammelten im vergangenen Jahr 140,5 Milliarden US-Dollar an neuem Geld ein. Aus den aktiven Retailfonds von Blackrock flossen dagegen zeitgleich elf Milliarden US-Dollar ab.

Der nun angekündigte radikale Einschnitt im eigenen Stockpicker-Team kommt daher einem Eingeständnis gleich, dass der "Selbstkannibalisierungs-Effekt" unumkehrbar ist.

Milliarden bei Blackrock für billigere Angebote
Mark Wiseman, Blackrocks Leiter der aktiven Aktienmanager, beklagte in einem Interview explizit den Kostendruck durch technologische Neuerungen und das Wachstum bei den ETFs. Weiters sagte er: "Wir befinden uns in einem regulatorischen Umfeld, dass es traditionellen aktiven Aktienmanagern schwer macht. Wir wollen hier offensiv vorgehen, nicht defensiv“. Die Gebührenreduktion wird demnach den Umsatz im Jahr mit rund 30 Millionen Dollar belasten. Blackrock verwaltet insgesamt ein Vermögen von 5,1 Billionen Dollar.

Stockpicking reorganisiert
Die aktive Sparte von Blackrock selbst fährt nun eine komplett neue Strategie. Blackrock schichtet Geld aus seinem Stockpicking-Geschäft in eine neue Reihe von Advantage-Fonds um, die von der Quant-Gruppe verwaltet werden. Advantage umfasst laut Unternehmensangaben neun Investmentfonds für US-Investoren, die Erträge mit weniger Risiko generieren werden. Die Gebührensenkungen bei sechs Milliarden Dollar Anlagevolumen liegen zwischen etwa 19 Prozent und 56 Prozent. "Mit automatisierten Prozessen können wir Alpha effizienter mit besseren Kosten generieren", so Wiseman. Außerdem werden Gelder aus den Active-Equity-Fonds in eine Serie von Income-Fonds umgeleitet, die höhere Dividendenrenditen erwirtschaften.

Neuer Fokus
Bei zwei Milliarden Dollar davon werden die Gebühren um bis zu 21 Prozent gesenkt, berichtete die informierte Person gegenüber Bloomberg. Zwei andere Fondsgruppen runden die Neuorganisation ab – eine davon tätigt konzentrierte Geschäfte mit höherem Risiko, die andere fokussiert sich auf bestimmte Länder und Sektoren. Die Entlassungen in der Active-Equity-Sparte mit über 400 Mitarbeitern werden zu einem Aufwand in Höhe von 25 Millionen Dollar im ersten Quartal beitragen, heißt es bei Blackrock.

Laut Wiseman will das Unternehmen in den nächsten 18 Monaten etwa so viel Personal einstellen, wie entlassen wurde. Blackrock sucht Mitarbeiter mit tiefen Research-Kenntnissen und Fähigkeiten in der Datenanalyse und wird einen stärkeren Schwerpunkt auf Schwellenländer, vor allem in Asien, legen. (eml)