Sind Fondsmanager mein Geld wert? Das fragen sich immer mehr Anleger, sowohl auf privater wie professioneller Seite. Seit geraumer Zeit diskutiert auch die Asset-Management-Branche selbst, ob aktives Fondsmanagement in der langen Frist bessere Ergebnisse erzielt als passive Indexfolger. Zahlreiche tradionelle Anbieter aus dem Aktiv-Lager wie Legg Mason, Janus-Henderson, Fidelity und zuletzt Franklin Templeton schaffen vollendete Tatsachen und haben jüngst eigene ETF-Strategien lanciert.

Die Studien zu dem Streittthema dürften ausgedruckt mittlerweile einige Regalmeter in Anspruch nehmen. Nun hat sich auch die Ratingagentur Scope in die Debatte eingeschaltet. Die Experten kommen zu dem Schluss, dass aktives Management sehr wohl höhere Renditen für Kunden erwirtschaftet.

Aber der Reihe nach: Scope hat rund 3.000 aktiv gemanagte Aktien- und Rentenfonds untersucht und ihre Outperformance-Ratio für das erste Halbjahr 2017 nach einzelnen Kategorien ermittelt: "Diese Kennzahl beziffert den Anteil der aktiv gemanagten Fonds einer Peergroup, die über den jeweiligen Betrachtungszeitraum die Performance des Vergleichsindex übertreffen konnte. Der Vergleichsindex wird jeder Peergroup von uns zugeordnet", erläutert Scope-Analyst Alexander Geschwindner das Verfahren.

"Aktien Deutschland" mit höchster Outperformance-Ratio
Vor allem die Ergebnisse der aktiven Aktienfonds-Manager in den ersten beiden Quartalen dieses Jahres können sich Geschwinder zufolge sehen lassen: "In sieben der acht betrachteten Peergroups liegt die Outperformance-Ratio über 50 Prozent. In diesen Peergroups konnte also die Mehrzahl der aktiven Fonds den Vergleichsindex schlagen."

Im Durchschnitt aller acht betrachteten Aktienfonds-Kategorien liegt die Outperformance-Ratio in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei durchschnittlich 61 Prozent. Ganz vorne liegen Fonds, die auf deutsche Werte setzen (siehe Tabelle).

Outperformance-Quote der acht wichtigsten Aktienfonds-Vergleichsgruppen

Die Gründe für die guten Ergebnisse im ersten Halbjahr sind Scope zufolge zahlreich: Viele Fondsmanager haben frühzeitig auf Technologie-, Konsum- und Finanzwerte gesetzt. Diese Sektoren haben im vergangenen halben Jahr den Gesamtmarkt klar hinter sich gelassen. "Darüber hinaus sind viele aktive Fondsmanager im Vergleich zum Peergroup-Index stärker in Small- und Mid-Caps allokiert. Vor allem in Deutschland und Europa lieferten sie in den vergangenen Monaten im Durchschnitt eine höhere Performance als Large-Caps", führt Geschwindner weiter aus.

Allerdings muss man, trotz der plausiblen Erklärungen des Analysten, einschränkend sagen: So gut die Ergebnisse für die aktiv verwalteten Fonds sind, sie beziehen sich doch auf einen arg kurzen Zeitraum. Bei Verlängerung der Betrachtungsperiode auf ein Jahr sinkt die durchschnittliche Outperformance-Ratio bei Aktienfonds schon auf 46 Prozent.

Starke Spreizung bei Rentenfonds
Auch die Manager von Rentenfonds und ihre Brötchengeber können mit den Ergebnissen des ersten Halbjahres mehrheitlich zufrieden sein. Bei immerhin sechs der neun betrachteten Peergroups konnten die Scope-Beobachter eine Mehrwert-Quote von über 50 Prozent messen.  Aus dem Rahmen fallen nur Rentenfonds, die auf in US-Dollar lautende Anleihen investieren, sowie Portfolios, die sich auf Emerging-Markets-Staatsschulditel in Lokalwährung spezialisieren, und –  als klare "Minderleister" – Fondsmanager, die Überrenditen bei hochverzinsten Euro-Unternehmensanleihen zu erzielen versuchen.

Dem guten Gesamtresultat tut das dennoch keinen Abbruch: Im Durchschnitt aller neun Rentenfonds-Peergroups beträgt die durchschnittliche Outperformance-Ratio 55 Prozent. Auf Jahressicht liegt die durchschnittliche Outperformance-Ratio der Rentenfonds sogar bei 59 Prozent. In sieben der neun Peergroups konnte die Mehrzahl der Fonds eine höhere Performance als der Vergleichsindex erzielen (siehe Tabelle). (jb/ps)

Outperformance-Ratio der neun wichtigsten Renten-Peergroups