Die Ratingagentur Scope hat für 14 Publikumsfonds, drei Spezialfonds und einen Immobilien-Dachfonds neue Ratings veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich sechs Ratings verbessert und nur drei verschlechtert. Sieben Bewertungen blieben gleich, zwei wurden neu erstellt. An den Herabstufungen sind vor allem gesunkene Vermietungsquoten und verschlechterte Performance schuld. Die Heraufstufungen sind überwiegend das Ergebnis verbesserter Vermietungsparameter und niedriger Zinsen.

Ganz oben stehen in diesem Jahr drei statt zwei Fonds. Neben dem UniImmo: Deutschland und dem Grundbesitz Europa erhielt nun auch der UniImmo: Europa die Note AA-. Die Qualität des Immobilienportfolios aus dem Lager der Genossenschaftsbanken habe sich durch den Kauf junger und langfristig vermieteter Objekte deutlich erhöht, heißt es dazu bei Scope. Die schlechteste Note unter den großen Publikumsfonds bekam erneut der Grundbesitz Global der Deutschen Bank. Schlechte Vermietung der Objekte und eine ungünstige Altersstruktur fallen laut Scope negativ ins Gewicht. Zudem weise der Fonds eine unterdurchschnittliche Rendite von zwei Prozent aus.

Flucht aus London
Grundsätzlich ist das Interesse an offenen Immobilienfonds zuletzt weiter gestiegen. Im ersten Quartal 2016 flossen Produkten, die sich vorwiegend an Privatanleger richten, unterm Strich mehr als 2,8 Milliarden Euro zu. Das ist über eine Milliarde mehr als im Vorjahresquartal. Viele Fonds nutzen die hohe Liquidität, um Kredite zurückzuführen. Die durchschnittliche Kreditquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent gesunken.

Doch ganz so rosig, wie die Zahlen vermuten lassen, ist die Lage für offene Immobilienfonds allerdings nicht. Aus Großbritannien droht Gefahr. Das Vereinigte Königreich ist ein wichtiger Investitionsmarkt für offene Immobilienfonds, der drittwichtigste nach Deutschland und Frankreich. Sollte Großbritannienper Volksentscheid am 23. Juni aus der EU austreten, könnte es für bestimmte Fonds schwierig werden, warnen die Scope-Analysten. Ein Brexit dürfte vor allem für das Finanzzentrum London ernste Folgen haben.

Hier tickt die "Brexit-Bombe"
Die britische Hauptstadt steht bei Immobilienfonds weit oben auf der Einkaufsliste. Rund 80 Prozent des UK-Anteils von offenen Immobilienfonds entfallen auf Londoner Objekte. Sollte es zum Brexit kommen, könnten viele Unternehmen, vor allem solche aus der Finanzbranche, London den Rücken zu kehren und leere Büroräume hinterlassen. Um Nachmieter zu finden, müssten die Eigentümer die aktuell sehr hohen Preise senken.

Das würde die Renditen vieler offener Immobilienfonds unter Druck setzen. Den höchsten Großbritannien-Anteil hat nach Angaben von Scope der Commerzbank-Fonds Hausinvest (24,7 Prozent), gefolgt vom Grundbesitz Europa (18,4 Prozent) und dem Grundbesitz Global (17,7 Prozent).

Internationale Nachfrage sinkt
Auf dem Londoner Immobilienmarkt wirft das Brexit-Referendum bereits seit einigen Monaten Schatten voraus. Die Nachfrage nach Gewerbeimmobilien stagniert, berichtet der "Immobilienbrief". Wegen der Unsicherheit über den möglichen EU-Austritt verschieben viele Unternehmen ihre Investitionen in Großbritannien. Die internationale Nachfrage nach Büro-, Industrie- und Einzelhandelsimmobilien ist stetig gesunken, seit das Referendum im zweiten Quartal 2015 beschlossen wurde. (fp/ps)