Die Emerging Marktes haben in den vergangenen zehn Jahren stark performt: So wuchs das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern wie China oder Vietnam um durchschnittlich 4,1 Prozent im Jahr und schlug damit das BIP-Wachstum der Industrieländer von nur 1,5 Prozent deutlich. Das spiegelt sich auch in Bonitätsverbesserungen bei Staaten und starken Anleiheerträgen wider, von der Elfenbeinküste bis zur Dominikanischen Republik. An den Aktienmärkten zeigt sich ein anderes Bild:  Die Gewinne lagen hier in Schwellenländern insgesamt nicht höher als in Industriestaaten, berichtet Morgan Harting, Portfoliomanager für Multi-Asset Solutions bei Alliance Bernstein (AB). 

Laut Vermögensexperte Harting sind die immer noch vergleichsweise niedrigen Bewertungen der Unternehmen aus Schwellenländern dafür verantwortlich,  dass sich die Kursentwicklung bei Aktien derart vom Wirtschaftswachstum entkoppelt haben. Dabei stimmt das Gewinnwachstum vieler Unternehmen durchaus positiv. Andererseits enthalten die Aktienindizes der Schwellenländer häufig auch weniger wettbewerbsfähige Unternehmen, die auch noch unter dem Einfluss des jeweiligen Staates stehen. Im Ergebnis haben Anleger die Gesamtbewertungen in den Schwellenländern jedenfalls nicht so stark nach oben getrieben wie in den USA. So kletterten die Bewertungen weltweiter Schwellenländer-Aktien gemessen am Gewinn pro Aktie (Earnings per Share/ EPS) vom 10,2-fachen im Jahr 2011 bis heute auf den Faktor 14,2. Der EPS-Faktor des S&P-500 stieg im selben Zeitraum von 13,5 auf 22,6. 

Mehr Tech aus Schwellenländern 
Zuletzt hat sich die Branchen-Struktur in den Schwellenländern stark gewandelt. Immer mehr Technologieunternehmen finden sich in den Aktienindizes wieder – darunter auch einige Weltmarktführer. "Vor einem Jahrzehnt spiegelten die Aktienindizes der Schwellenländer Branchen wider, die typischerweise mit weniger entwickelten Volkswirtschaften in Verbindung gebracht werden", sagt Harting, wie Energie- und Bergbauunternehmen oder die Telekommunikations-Branche. Nun haben Technologieaktien aus Schwellenländern, die vor zehn Jahren nur etwa 10 Prozent im MSCI Emerging Markets Index ausmachten, ihren Anteil auf 20 Prozent verdoppelt. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass sich die Bewertungsschere bald schließt. (fp)