Schwellenländer-Aktien bieten aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses grundsätzlich größere Chancen als die Aktienmärkte der Industrieländer. Diese erkaufen sich Anleger allerdings mit höheren Risiken, und die standen in den vergangenen Jahren im Fokus und trugen zur enttäuschenden Kursentwicklung bei. Dieses Jahr könnte sich das Blatt endlich wenden, glaubt Nermin Aliti, Leiter Fondsberatung bei der Laureus Privat Finanz in Düsseldorf.

"Für all diejenigen, die wachsam sind und behutsam investieren, bieten Schwellenländer in diesem Jahr womöglich gute Chancen", so der Finanzexperte. Das liege zum einen an den Bewertungen: "Da die Emerging Markets im vorigen Jahr enttäuscht haben und die Börsenbewertungen moderat bis niedrig sind, sind Schwellenländer-Investments derzeit vergleichsweise günstig."

Ein wichtiger Faktor für die enttäuschende Entwicklung im vergangenen Jahr war China. Dort verlief die Wachstumserholung nach der Pandemie und den massiven Lockdowns nur schleppend, und die Wirtschaft wurde durch die Immobilienkrise zusätzlich belastet. Die Folge: Der Hang-Seng-Index verlor 2023 unter dem Strich rund 14 Prozent an Wert. Als Schwergewicht in den globalen Schwellenländer-Indizes zog China auch den Gesamtmarkt nach unten. Allerdings könnten die massiven Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung dieses Jahr die Wende für den chinesischen Markt bringen, glaubt Aliti.

Sinkende US-Leitzinsen könnten die Rally auslösen
Den zweiten und wahrscheinlich wichtigeren Grund für eine starke Erholung der EM-Aktien sieht Aliti in der US-Geldpolitik. Denn die Schwellenländer litten auch unter den gestiegenen Zinsen der US-Notenbank und einem robusten Dollar. Das dürfte sich ändern, sagt Aliti: "Dass Zinssenkungen in 2024 erfolgen werden, erscheint recht sicher, nur hinsichtlich des Umfangs und Zeitpunkts herrscht noch Uneinigkeit." Sobald die US-Notenbank mit ihrem Präsidenten Jerome Powell aber ihre Geldpolitik lockere, könne damit einhergehend der Dollar an Stärke verlieren. Aliti: "Davon könnte dann nicht nur die US-Wirtschaft profitieren, auch die prosperierenden Volkswirtschaften könnten im internationalen Handel und bei den Importkosten entlastet werden."

Unter Rendite- und Risikoaspekten dürften Schwellenländer-Aktien und -Anleihen daher dieses Jahr besonders interessant sein. Allerdings, betont Aliti, sind Selektion und aktives Management entscheidend für den Erfolg. (jh)