Erneut steigt die eidgenössische Währung, wenn Griechenlands Bonds – die riskantesten Staatsanleihen der Industriestaaten gemessen an den Derivaten – fallen, und schwächt sich ab, wenn der Kurs dieser Papiere steigt. Im Januar war dieses Verhältnis auf den Kopf gestellt worden, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) unerwartet ihren Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro kippte. Das schadete dem Ruf des eigentlich für seine Stabilität bekannten Landes.

Händler fassen wieder Vertrauen
Doch nun stellt sich die Verlässlichkeit wieder ein. Die Händler fassen wieder Vertrauen, dass die Schweiz ihren Status als eine der weltweit ungefährlichsten Volkswirtschaften nicht aufs Spiel setzen wird, indem sie die Märkte abermals überrascht. Und das kommt keine Minute zu früh für Anleger, die einen sicheren Ort für ihre Barmittel suchen – angesichts zunehmender Spekulationen, dass Griechenlands Finanzsystem in wenigen Wochen das Geld ausgehen könnte.

Der Franken "kehrt wieder zur Normalität zurück", sagt Niels Christensen, Chef-Währungsstratege bei Nordea Bank AB in Kopenhagen. Die Währung "steigt, wenn die Risikoaversion hoch ist, und fällt, wenn sie niedrig ist".

Die Landeswährung wird von Investoren als sicherer Hafen bevorzugt, weil die Schweiz seit dem Jahr 2000 kein Handelsbilanzdefizit mehr aufgewiesen hat. Das bedeutet, dass die Schweiz nicht von ausländischen Investitionen abhängig ist, um den Haushalt zu finanzieren.

Wetten auf Aufwertung zum Dollar auf höchstem Stand seit einem Jahr
Da der Franken nun wieder als sichere Anlage betrachtet wird, stürzen sich Anleger auf die Währung. Die Wetten auf eine Aufwertung zum Dollar haben den höchsten Stand seit einem Jahr erreicht, zeigen jüngste Daten der US-Derivateaufsicht Commodity Futures Trading Commission in Washington.

Der Franken festigte sich in den drei Monaten bis Dienstag um 3,5 Prozent zum Euro und notierte am Mittwochvormittag bei 1,0419 Franken je Euro. Zum Vergleich: Der Rekordstand am 15. Januar lag bei 85,17 Rappen.

"Der Franken wird weiterhin als eine der bevorzugten Zufluchtswährungen betrachtet, trotz der SNB", sagt Lee Hardman, Stratege bei Bank of Tokyo-Mitsubishi UFJ in London. Seiner Einschätzung nach wird der Franken bis zum Jahresende auf 1,03 je Euro zulegen. Die Märkte seien wieder zur dem "traditionellen Muster zurückgekehrt, bei dem der Franken profitiert, wenn die Sorgen um einen Griechenland-Ausfall zunehmen", fügt er an. (mb/Bloomberg)