Laut Einschätzung von Ursina Kubli, Ökonomin bei der Bank J. Safra Sarasin, könnte der Schweizer Franken gegenüber der europäischen Einheitswährung weiter an Terrain verlieren. Kubli weist in einer aktuellen Analyse darauf hin, dass der starke Einbruch der chinesischen Aktienpreise an den globalen Finanzmärkten für Nervosität sorgte, der Schweizer Franken trotz seiner historischen Funktion als sicherer Hafen dieses Mal jedoch nicht auf-, sondern leicht abwertete.

Dafür verantwortlich sind unter anderem Deviseninterventionen der Schweizer Nationalbank (SNB). "Die Entwicklung der Sichtguthaben der inländischen Banken bei der SNB deutet darauf hin, dass die Nationalbank die positive Dynamik im EUR-CHF-Wechselkurs weiterhin unterstützt", erklärt die Sarasin-Experten. "Damit ergeben sich technische Gründe für einen schwächeren Franken. Viele Devisenhändler orientieren sich an Schwellen. Werden diese überschritten, entwickelt sich eine gewisse Eigendynamik. Diese wurde von positiven Konjunkturdaten in Euroland genährt."

Argumente gegen den Franken
Laut Kubli gibt es schon länger einige gute Gründe, weshalb sich der Franken abschwächen sollte. Erstens seine hohe Bewertung, insbesondere gegenüber dem Euro. Zweitens bremsen die Negativzinsen die Attraktivität des Frankens. Drittens muss die Schweizer Wirtschaft erst einmal den Schock der Frankenaufwertung verdauen.

Die Sarasin-Experten erwarten vor diesem Hintergrund, dass sich der Euro-Franken-Wechselkurs bis ins nächste Jahr auf ein Niveau von 1,10 abschwächen wird. (aa)

1438685062.jpgDie Entwicklung des Währungspaars Euro versus Franken im langfristigen Vergleich. Obwohl die Schweizer Nationalbank versprach, die Untergrenze von 1,20 zu halten, wurde dieses Versprechen im Januar 2015 gebrochen und viele Investoren und Kreditnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Quelle: Bloomberg
 
1438685067.jpgTrotz der negativen Meldungen aus China hat der Euro gegenüber dem Franken im Juli 2015 aufgewertet. Offenbar ist der Euro bei Anlegern derzeit beliebter als der Franken. Quelle: Bloomberg