Die Schweizer Nationalbank (SNB) stellt ihren Mindestkurs für den Schweizer Franken gegenüber dem Euro zunehmend in Frage. Vorerst gebe es aber gute Gründe, daran festzuhalten, erklärt Ursina Kubli, Ökonomin der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. Drei Gründe seien ausschlaggebend dafür, dass die SNB sich über die Berechtigung für den Mindestkurs Gedanken macht: Erstens blicke die Schweizer Wirtschaft auf ein solides Wachstum zurück. Zweitens sei die Eurokrise immer mehr in den Hintergrund getreten. Drittens habe die Deflationsgefahr in der Schweiz deutlich nachgelassen.

Derzeit sei es allerdings ratsam, den Mindestkurs weiter beizubehalten. So sei etwa Inflation heute ein geringes Risiko. Daneben sei es auch aus Risikoüberlegungen heraus sinnvoll, den Mindestkurs beizubehalten. Viele der strukturellen Probleme in der Eurozone seien noch ungelöst. Zudem sitze die SNB heute auf extrem hohen Devisenreserven. "Lässt die SNB die Untergrenze frühzeitig fallen, könnten hohe Verluste entstehen", sagt Kubli.

Warten auf die Schweizer Wirtschaft
Die SNB werde in einem ersten Schritt ihre Devisenreserven reduzieren. Wenn sich das Zeitfenster dazu biete, hänge von der Schweizer Konjunktur und vom Franken-Kurs ab. Setze sich der wirtschaftliche Aufschwung bis Ende des Jahres fort, würde die SNB ab einem Euro-Franken-Kurs von 1,30 ihre Reserven langsam abbauen. Falle der Aufschwung stärker aus, dürfte die Bank schon bei einem etwas tieferen Wechselkurs aktiv werden. Steige der Schweizer Einkaufsmanagerindex bis Jahresende über 60 an, dürfte die SNB bereits bei einem Kursniveau von 1,27 Devisen verkaufen.

Mit ersten Zinsschritten dürfte die SNB nach Einschätzung von Kubli bis 2015 warten. Dann seien die ersten Zinserhöhungen in den USA und Europa zu erwarten. "Der kurzfristige Zinsnachteil dürfte die Nachfrage nah dem Franken abschwächen", sagt die Ökonomin. Dementsprechend werde die SNB dieses Zeitfenster nutzen, um ihre Devisenreserven weiter abzubauen. Bis dahin werde der Euro-Franken-Kurs in einer engen Bandbreite verharren. (jb)