Während Kryptowährungen hierzulande nicht gerade als sichere Bank gelten, sind sie in der Ukraine und Russland gerade Rettungsanker in der Not: In extremen Situationen stellen Bitcoin und Co. eine krisenfeste Zahlungsinfrastruktur bereit, analysiert die Sutor Bank aus Hamburg. Über die Blockchain-Infrastruktur können Nutzer Kryptowerte auch dann noch transferieren, wenn die konventionelle Bankeninfrastruktur zusammengebrochen ist. Dank der Dezentralität der Technologie seien die Zahlungswege quasi unzerstörbar – nur Strom und eine Internetverbindung sind notwendig. Sutor-Krypto-Experte Hartmut Giesen sagt: "Hier zeigt sich die Schnelligkeit von Kryptowährungen, die ohne Umwege über Banken jederzeit direkt zwischen den Beteiligten hin- und hergesendet werden können."

Für russische Bürger stünden vor allem die Wertaufbewahrungs- und Werttransferfunktionen der Kryptowährungen im Mittelpunkt. Demnach kauften Russen in den ersten Krisentagen rund zehnmal mehr Kryptowährungen pro Tag als zuvor - nicht "um Sanktionen zu umgehen, sondern um ihre Ersparnisse vor der Inflation zu schützen oder auch um zum Beispiel eine eigene Emigration vorzubereiten", sagt Giesen. 

Sanktionen wirken trotzdem
Kryptowährungen schwächen aber keineswegs die westlichen Sanktionen gegen Russland. Wer sein Geld ausgeben möchte, benötigt in der Regel Fiat-Geld, also klassische Währungen wie Euro oder US-Dollar. "Die Fiat-Krypto-Übergänge, also Börsen oder Händler, sind inzwischen aber so gut überwacht und reguliert, dass der Umtausch von großen Summen kaum mehr möglich ist, ohne die Herkunft der Kryptovermögen zu erklären", sagt Giesen. Zwar sind die Teilnehmer einer Blockchain weitgehend anonym, doch die Transaktionen mit Kryptowährungen lassen sich lückenlos nachverfolgen. So kann intelligente Software dubiose Transaktionen identifizieren. (fp)