Der Erfolg der rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN) bei der Europawahl war zwar erwartet worden, dass der französische Präsident Emmanuel Macron in unmittelbarer Reaktion darauf aber die Nationalversammlung auflösen würde, nicht. Macrons Ankündigung von Neuwahlen und der erwartete Triumph der Rechtsextremen hat Frankreichs Risikoprämien an den internationalen Finanzmärkten nach oben katapultiert.

Umfragen deuten auf Sieg des rechtsextremen RN hin
Bereits am kommenden Sonntag, den 30. Juni, findet der erste Wahlgang statt. In dem wahrscheinlichen Fall, dass kein Kandidat die absolute Mehrheit erringt, kommt es am 7. Juli zur Stichwahl, bei der bereits eine relative Mehrheit genügt. Präsident Macrons Parteienbündnis Ensemble stellte bislang in der Nationalversammlung die Mehrheit, in Umfragen kommt das Bündnis aber nur noch auf 19,5 Prozent, deutlich weniger als der RN mit 30,5 Prozent und das Linksbündnis NFP mit 30 Prozent.

Die Wahrscheinlichkeit ist damit hoch, dass sich Macron bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2027 als Präsident mit einem Premier des rechtsextremen RN oder des Linksbündnisses NFP arrangieren muss. Zwar gibt Frankreichs Präsident ähnlich wie der US-Präsident die großen Linien in der Innen- und Außenpolitik vor. Doch an den Märkten sind die Sorgen groß: Viele Beobachter warnen vor einem "Liz-Truss-Moment" in Anspielung auf die britische Kurzzeit-Premierministerin, deren Pläne zu nicht finanzierten Steuersenkungen die Anleihenmärkte hart abstraften. Auch ein Rückfall in eine zweite Eurokrise fürchten Experten. Andere tippen wiederum darauf, dass auch bei dieser Wahl gilt: "Politische Börsen haben kurze Beine."

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