Die FMA hat heute bekannt gegeben, welchen Finanzmarktteilnehmern sie im kommenden Jahr verstärkt auf die Finger schauen wird. Dazu gehören insbesondere die Banken wegen fragwürdiger Vergabekriterien bei Krediten, erklärten die FMA-Vorstände Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller bei der Präsentation der Prüfschwerpunkte. Besonders ist es der Behörde ein Dorn im Auge, wie manche Banken in den boomenden Konsumkreditbereich drängen. "Wir sehen Praktiken, wo man in anderen Bereichen, etwa im Wertpapiersektor, von einer irreführenden Werbung sprechen würde“, so Ettl.

Bereits im Vorjahr hatte die FMA einen Schwerpunkt auf die Kreditvergabe im Hypothekarbereich gelegt, weil manche Banken die Vergabestandards hinsichtlich der Eigenkapitalerfordernisse oder der Laufzeiten (teils bis zu 40 Jahre) deutlich über die üblichen Niveaus hinaus ausgedehnt haben. "Wir sind mit verschiedenen Instituten seit Monaten im Dialog. Es gab bereits Verbesserungen, aber wir sind nicht dort wo wir sein sollten", sagt Ettl.

Es bestehe weder im Konsum- noch im Hypothekarkreditbereich eine aktuell bedrohliche Situation, aber: "Es soll nicht dasselbe passieren wie bei Framdwährungskrediten, wo plötzlich eine systemrelevante Situation entstanden ist", so Kumpfmüller.

Schattenbanken
Mit Vorsicht betrachtet die FMA derzeit auch das Thema Schattenbanken. "Wir sehen, dass die zunehmende Regulierung der Banken zu Ausweichbewegungen führt. Wir wollen uns ein Bild über das Ausmaß der Vergaben machen und darüber, wer welche Risiken hält. Das werden wir sehr genau untersuchen", sagt Ettl.

Der Hintergrund: Die Regulatoren haben nach der Finanzkrise von den Banken eine deutliche Verbesserung der Eigenkapitalstruktur verlangt. Das erreichten die Institute auch, indem sie Risikopositionen wie notleidende Kredite (NPL) in großem Umfang an Hedgefonds, Private-Equity-Firmen, Vermögensverwalter oder Venture-Capital-Spezialisten verkauften. Die Risiken wurden damit aus dem streng regulierten Bankensektor in schwächer oder gar nicht regulierte Bereiche des Finanzmarktes, also den Schattenbanksektor, verschoben.

In Österreich Fonds und Versicherungen betroffen
Dieser Prüfschwerpunkt bedeutet am Ende wohl, dass vor allem Investmentfondsanbieter und Versicherungen um Auskunft gebeten werden, denn in Österreich besteht der Schattenbankensektor größtenteils aus Unternehmen, die der Aufsicht der FMA unterliegen. Rund 50 Prozent der Finanzierungen am Schattenbanksektor erfolgen in Österreich durch Investmentfonds, etwas mehr als ein Drittel durch Versicherungen, etwa zehn Prozent entfällt auf andere regulierte Finanzinstitute, und nur drei Prozent betreffen tatsächlich unregulierte Finanzdienstleister.

In Österreich ist der Bereich vergleichsweise moderat gewachsen. Der Anteil der Finanzierungen (Kreditvergabe und Ankauf von Schuldtiteln) außerhalb des Bankensektors ist laut dem aktuellen FMA-Bericht "Fakten, Trends & Strategien" von 2008 bis 2016 von 18 auf 22 Prozent gestiegen. Das Volumen lag 2016 bei rund 170 Milliarden Euro. Dennoch hat die FMA guten Grund, genau hinzuschauen. International wird die enorme Dynamik in dem Bereich bereits seit längerem deutlich kritischer beobachtet. Vermögenswerte im Ausmaß von gut 45 Billionen US-Dollar entfielen 2016 auf den Schattenbankensektor. Ein Plus von 7,6 Prozent zum Jahr davor. In den USA hätten sich gleichzeitig Kredite von Banken an Schattenbanken zwischen 2010 und 2017 vervierfacht, sagt Ettl. Dadurch kann das ausgelagerte Risiko wieder in die Bankbilanzen zurückzufallen.

Digitalisierung und Planspiel
Außerdem hat die FMA für das neue Jahr auch einen Digitalisierungsschwerpunkt gesetzt. Die Behörde hat mehrere Banken zu einem Cybersecurity-"Planspiel" eingeladen, das Anfang 2019 abgehalten werden soll. Die Simulierung eines Vorfalls soll zeigen, wie die Banken aufgestellt sind, man wolle daraus lernen, sagt Kumpfmüller. Es seien neben der Nationalbank noch andere Teilnehmer auch aus dem Sicherheitsbereich mit einbezogen. Zum anderen wird die FMA kommendes Jahr prüfen, wie die Unternehmen die IT-Leitfäden der FMA berücksichtigen (die Behörde hat darin heuer für jeden Finanzmarktsektor gesondert ihre Erwartungshaltung zur IT-Sicherheit skizziert). Ein Schwerpunkt dabei wird Cloud Computing sein.

Auch die Versicherer und Asset Manager stehen unter Beobachtung. Die Behörde will sich "Fairness und Transparenz im Vertrieb von Finanzinstrumenten, Versicherungen und Anlageprodukten" genauer ansehen. Insbesondere soll darauf geachtet werden, dass die Anforderungen aus Mifid II, IDD und PRIIP-Verordnung eingehalten werden.

Gleichzeitig steht die "Good Governance" im Fokus. Konkret soll die Managementpraxis von Versicherungsunternehmen dahingehend überprüft werden. Ebenso wie bei Asset Managern, wo unter anderem geschaut wird, wie Governance in das Risikomanagement des Veranlagungsprozesses integriert wird. Es sollen Governance-Workshops mit ausgewählten Unternehmen stattfinden. Best Practice soll als Benchmark in die Gesamtrisikobetrachtung eines Unternehmens integriert werden. Weiters steht eine Informationsoffensive zu den spezifischen Risiken digitaler Finanzprodukte, insbesondere aus der Krypto-Ökonomie, auf dem Plan. (eml)