Vier der bekanntesten Fondsmanager Deutschlands sind sich einig: Wer künftig Geld verdienen möchte, muss in Aktien investieren. Mit vermeintlich sicheren Staatsanleihen dagegen drohen Verluste. Auf dieses Fazit lassen sich die Aussagen von Bert Flossbach, Klaus Kaldemorgen, Peter E. Huber und Olgerd Eichler verdichten, die auf Einladung des Kölner Dachfondsmanagers Eckhard Sauren auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim diskutierten.

Keine Einigkeit herrschte dagegen bei der Frage, wie schnell und wie weit die Aktienkurse steigen werden – und welche Ausmaße die Zinswende annehmen wird. Am weitesten ging Starcapital-Gründer Huber: Er rechnet in den kommenden Jahren mit Inflationsraten "deutlich über fünf Prozent". Als Huber diese Zahl aussprach, ging ein Raunen durch den voll besetzten Mozart-Saal des Mannheimer Kongresszentrums Rosengarten. "Es ist vielleicht voreilig, die Zinswende auszurufen. Wir machen es trotzdem!"

"Früher hat China Deflation exportiert, jetzt exportiert das Land Inflation"
Huber verwies unter anderem auf den Rohstoffzyklus, der in den kommenden Jahren für steigende Energie- und Industriemetallpreise sorgen werde. Zudem springe die Konjunktur in Europa an, und die Politik des neuen US-Präsidenten Donald Trump wirke ebenfalls inflationär. Wenig Beachtung finde außerdem die Entwicklung der Produzentenpreise in China. Weil die Volksrepublik riesige Überkapazitäten aufgebaut hatte, fiel der entsprechende Index vor einem Jahr noch um sechs Prozent. Zuletzt seien die Produzentenpreise aber wieder um 5,5 Prozent gestiegen, was eine krasse Trendwende darstelle, so Huber. "Früher hat China Deflation exportiert, jetzt exportiert das Land Inflation."

Flossbach wollte sich dieser Schlussfolgerung nicht anschließen. Er verwies darauf, dass es nach wie vor deflationäre Treiber gebe, wozu auch die Digitalisierung zähle, die ganze Industrien betreffe. Selbst wenn die Inflation anziehe, könne es die Europäische Zentralbank nicht zulassen, dass die Zinsen zu stark steigen – schon wegen der hohen Staatsverschuldung vieler Euro-Länder. "Italien muss weiter geschützt werden", so Flossbach. Seine Überzeugung: "Die Zinsen werden noch lange Zeit sehr tief bleiben." Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sieht er bei etwa einem Prozent gedeckelt.

"Die Zinsen werden steigen dieses Jahr – in den USA stärker als in Europa", sagte dagegen Deutsche-AM-Portfoliomanager Kaldemorgen. Die Konsequenz daraus sollte seiner Meinung nach nicht lauten, langlaufende Staatsanleihen unterzugewichten, sondern sie erst gar nicht ins Portfolio zu nehmen – oder sogar Short-Kontrakte auf Bundesanleihen oder US-Treasuries zu erwerben. "Das heißt allerdings nicht, dass sich mit Renten überhaupt kein Geld mehr verdienen lässt", so Kaldemorgen. Eine Möglichkeit sei, in High-Yield-Unternehmensanleihen zu investieren und das Zinsänderungsrisiko abzusichern. So vereinnahme man nur den Renditeaufschlag dieser Papiere, und wegen der gut laufenden Konjunktur sei das Ausfallrisiko überschaubar.

"Die Amerikaner geben richtig Gas"
Einfacher als an den Rentenmärkten scheint die Sache an den Aktienbörsen zu sein. Mainfirst-Manager Eichler prophezeit der Euro-Zone einen Konjunkturaufschwung, der noch mindestens zwei Jahre lang tragen wird. Den USA unter Trump traut er für dieses Jahr sogar ein Wirtschaftswachstum um vier Prozent zu. "Wie nachhaltig dieser Aufschwung ist, ist fraglich, doch erst einmal geben die Amerikaner richtig Gas." Seiner Meinung nach ist die jüngste Rally, die den Leitindex Dow Jones erstmals über 20.000 Punkte trug, noch nicht beendet.

Rückschläge sieht er als klare Einstiegschance. "Anfang 2016 hatte der Dax 20 Prozent verloren. Wenn so etwas nochmal passiert: Bitte kaufen Sie! Gehen Sie voll rein!" Dem Dax spricht er das Potenzial zu "mindestens 14.000 Punkte" zu erreichen.

Auch Flossbach rät Anlegern, jeden Rücksetzer zu nutzen, um Aktien "aufzuladen". Er betont allerdings, dass nur geduldige Investoren davon ausgehen dürfen, an der Börse zu den Gewinnern zu zählen. "Ich garantiere Ihnen: Wer heute in Aktien investiert, ist in zehn Jahren deutlich reicher als heute", sagte er. "Es sollten aber möglichst Titel von Unternehmen sein, die in zehn Jahren noch existieren." Entscheidend für die deutschen Sparer sei allerdings, überhaupt erst einmal zu einer "vernünftigen Vermögensstruktur" zu kommen, denn mit den etablierten Sparformen sei nach Inflation ein Verlust programmiert.

"Das ist ein Strohfeuer, da können Sie kein Steak drauf grillen"
Etwas skeptischer zeigte sich Kaldemorgen: "Es ist keine Frage, dass Aktien steigen werden, offen ist aber wie schnell und wie weit." Die Investoren sollten nicht vergessen, dass die weltweiten Börsen in den vergangenen fünf Jahren mehr als 15 Prozent per annum zugelegt hätten, während der langfristige Durchschnitt nur bei acht Prozent liege. "Da wurde viel vorweggenommen", so Kaldemorgen. Die positiven Erwartungen vieler Marktteilnehmer wertet er als Risiko. "Ich kann diesen Optimismus nicht teilen", sagte er.

Mit Blick auf die USA verwies Kaldemorgen beispielsweise darauf, dass zwar die Konjunktur gut laufe, die Profitabilität der Unternehmen sich jedoch weniger stark entwickle. "Meistens orientieren sich die Aktienkurse an der Profitabilität und nicht an der Konjunktur", betonte Kaldemorgen. Die von Trump angekündigten Konjunkturpakete würden außerdem nur kurzfristig wirken. "Das ist ein Strohfeuer, da können Sie kein Steak drauf grillen." (bm)


Den gesamten Mitschnitt des Fondsmanagergipfels finden Sie hier auf der Sauren-Website.