Anleihen sind überteuert, Aktien attraktiv – zumindest langfristig. Auf dieses Fazit lassen sich die Aussagen von Bert Flossbach, Klaus Kaldemorgen, Peter E. Huber und Olgerd Eichler verdichten, die auf Einladung des Kölner Dachfondsmanagers Eckhard Sauren auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim miteinander diskutierten.

Über die kurzfristigen Entwicklungen dagegen waren die prominenten Portfoliomanager durchaus uneins. "Die Inflation wird kommen", meinte beispielsweise Starcapital-Gründer Peter E. Huber, der mit steigenden Zinsen rechnet. "Wir haben zum ersten Mal überhaupt eine negative Duration im Portfolio, verdienen also an steigenden Zinsen."

"Ich werde mit dem Short Geld verdienen"
Bert Flossbach, Vorstand des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch, hielt dagegen. Nach seiner Einschätzung dürften die Zinsen nicht signifikant steigen. "Wenn Italien über drei Prozent Zinsen zahlen müsste, wäre das Land am Ende", so sein Argument. "Wer denkt, dass die EZB auf die Bremse tritt, wenn die Inflation bei 2,5 Prozent liegt, täuscht sich."

Gerichtet an Huber sagte er: "Sie werden nichts verdienen an Ihrem Short, aber auch nichts verlieren." Das wollte Huber nicht so stehen lassen. "Ich werde mit dem Short Geld verdienen", betonte er. "Ob die Zinsen tatsächlich auf dem derzeitigen Niveau verharren – darüber unterhalten wir uns in drei Jahren wieder."

"Da geht mit einigen Investoren die Phantasie durch"
"Mit dem Rentenanteil im Portfolio wird 2018 kein Geld zu verdienen sein", sagte Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager bei der Deutschen Asset Management. "Der Ertrag muss über die Aktienseite kommen. Aber das wird zunehmend schwierig. Wir haben seit neun Jahren steigende Kurse, das ist der längste Bullenmarkt der Geschichte", betonte er. Zugleich sei die Volatilität am US-Aktienmarkt so niedrig wie nie. "Die Investoren sind wie eingelullt, sie sehen keine Risiken mehr", so Kaldemorgens Warnung. "Jeder rechnet damit, dass sich das Wirtschafts- und Gewinnwachstum bis ins nächste Jahr hinzieht. Dieses Vertrauen kann erschüttert werden." In diesem Jahr werde es am Aktienmarkt entscheidend sein, "das Timing richtig hinzubekommen".

In den Vereinigten Staaten erkennt Kaldemorgen "Zeichen einer Blase". Er erinnerte daran, dass der Börsenwert der beiden größten US-Aktien, Apple und Alphabet (Google), höher liegt als die Marktkapitalisierung des gesamten Dax. "Da geht mit einigen Investoren die Phantasie durch", sagt Kaldemorgen. Langfristig blieben Aktien zwar die beste Geldanlage, im Moment sei er aber eher vorsichtig.

"Der Patient muss am Leben gehalten werden"
Mainfirst-Fondsmanager Olgerd Eichler dagegen ist überzeugt davon, dass die Zinsen weiter niedrig bleiben und die Rally am Aktienmarkt noch nicht ihr Ende erreicht hat. "Die Notenbanken haben die Hosen voll. Sie wollen nicht, dass die Party vorbei ist", sagte er. Es könne zwar sein, dass die Party eines Tages ein böses Ende nehme. "Aber bis dahin geht die Drogenverabreichung weiter. Der Patient muss am Leben gehalten werden", so Eichler.

"Im Moment geht es der Weltwirtschaft blendend", betonte der Mainfirst-Manager. Solange die Unternehmensgewinne weiter stiegen, bleibe die Hausse intakt. Bei weiterhin tiefen Zinsen traue er dem Aktienmarkt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 bis 30 zu.

"Die Herausforderung ist, die Rally lange genug mitzunehmen"
"Es wäre rational durchaus nachvollziehbar, wenn Aktien mit einem KGV von 25 bewertet wären", pflichtete ihm Flossbach bei. Denn im Vergleich zu Anleihen seien Aktien dann immer noch günstig. "Die Herausforderung ist eher, am Ball zu bleiben und die Rally lange genug mitzunehmen."

Es sei immer schwierig, zu prognostizieren, wo der Aktienmarkt in zwölf Monaten stehe. "Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Dax in fünf Jahren signifikant über dem heutigen Niveau notiert, ist sehr hoch", sagte Flossbach. (bm)


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