Seit der US-Wahl ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Nationalbank ihre Zinsen nochmals senken könnte, sagt Ursina Kubli, Ökonomin der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. So habe der überraschende Wahlsieg von Donald Trump die Nachfrage nach dem Franken erneut gestärkt. In der Folge rutschte der Euro-Frankenkurs in der vergangenen Woche zwischenzeitlich unter 1,07. "Dieser Kursrutsch sendete ein starkes Signal, da die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht mehr wie in den Monaten zuvor eine implizite Untergrenze des Euro-Frankenkurses verteidigte", sagt Kubli.

Jedoch habe die SNB dem Aufwertungsdruck auf den Franken auch nicht tatenlos zugeschaut. "Die Sichtguthaben der Geschäftsbanken der SNB sind im Vergleich zur Vorwoche um rund fünf Milliarden Franken gestiegen. Der Druck auf die Nationalbank hat also wieder zugenommen", so die Ökonomin. Damit sei auch die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es zu einer nochmaligen Zinssenkung kommt. 

Systemischen Risiken der Eurozone im Fokus
Aufgrund der aktuellen politischen Dynamik und dem zunehmenden Erfolg von Populisten sind die systemischen Risiken der Eurozone zuletzt wieder stärker in den Fokus der Finanzmärkte gerückt. "Die Anleger dürften weiterhin den sicheren Franken suchen", erwartet Kubli. Selbst wenn die Europäische Zentralbank in Zukunft expansiver agiere als erwartet, bleibe die helvetische Währung gefragt. "Die SNB wird sich also auch in den kommenden Wochen nicht zurücklehnen können", so Kubli. (fp)