Die Weltwirtschaft wird im kommenden Jahr voraussichtlich um 3,4 Prozent wachsen, sagt Martin Moryson, Chefvolkswirt von Sal. Oppenheim. Er rechnet mit einer steigenden Inflation, vor allem in den USA: "Wir erwarten für das kommende Jahr eine Inflationsrate von deutlich über zwei Prozent", sagt er. Grund dafür sind Donald Trumps angekündigtes Infrastrukturpaket und seine voraussichtlich protektionistische Politik, die Importe verteuern und Engpässe am US-Arbeitsmarkt verursachen würde.

In der EU dürfte das Wirtschaftswachstum 2017 mit 1,3 Prozent etwas schwächer ausfallen als im laufenden Jahr. "Frankreich und Italien dürften enttäuschen", sagt Moryson. Wegen des steigenden Ölpreises erwartet er für die Eurozone eine Inflationsrate von über 1,5 Prozent, zumindest zeitweise. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird wohl trotzdem an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. "Sie wird ihr Ankaufprogramm für Staatsanleihen auch im kommenden Jahr fortsetzen und die Leitzinsen bis mindestens 2018 auf niedrigem Niveau belassen", so der Ökonom.

Frankreich wird zum Risiko für die EU
Als größtes Risiko betrachtet Moryson politische Machtverschiebungen zugunsten Euro-skeptischer Parteien, die den Zusammenhalt in Europa in Frage stellen. Das gilt vor allem für Frankreich: "Wird Marine Le Pen zur Präsidentin gewählt, würde sie wohl ein Referendum zur Rückkehr zum Franc ausrufen. Damit stünde die Existenz der EWU auf dem Spiel", sagt der Experte.

Die Aktienkurse dürften in diesem Fall stark nachgeben, die Kurse deutscher Bundesanleihen deutlich anziehen. Anleger, die mit einem solchen Szenario rechnen, sollten zur Diversifikation des Portfolios auf deutsche Staatsanleihen setzen, empfiehlt Sal. Oppenheim. (fp)