Katrin Löhken, Volkswirtin bei der Privatbank Sal. Oppenheim, sieht Chinas Konjunktur auf einem guten Weg. "Das Wachstum stabilisiert sich auf niedrigem Niveau", sagt sie. Diese Entwicklung hat allerdings einen hohen Preis: Die Investitionstätigkeit wird vor allem von Unternehmen in Staatsbesitz getrieben. Die Regierung nutzt diese Unternehmen offenbar, um die Wirtschaft möglichst schnell zu stabilisieren. "Deshalb geht sie die Restrukturierung notleidender Kredite nicht entschieden genug an", sagt Löhken.

Der Strukturwandel im Reich der Mitte schreitet voran. Der Konsum generiert mittlerweile die Hälfte des Wachstums, die Einkommen steigen, die Leistungsbilanz wird ausgeglichener. "Allerdings ist die Unternehmensverschuldung im Vergleich zu anderen Emerging Markets, aber auch zu Industrieländern, exorbitant hoch", warnt Volkswirtin. "Es gibt keine historischen Beispiele, wo eine ähnlich hohe Verschuldung ohne Friktionen zurückgeführt werden konnte."

Sehenden Auges in den Crash?
Wie gefährlich es werden kann, wenn Chinas Unternehmen ihre Schulden zurückfahren wollen, ist ungewiss. Tanguy Kamp, Portfoliomanager bei Banque de Luxembourg Investments (BLI), rechnet mit heftigen Erschütterungen. Die chinesische Regierung hält mit ihren Investitionen Unternehmen am Leben, die eigentlich nicht lebensfähig sind, sagt er. Irgendwann werden diese Firmen nicht mehr in der Lage sein, ihre Schulden zurückzuzahlen. Dann könnte eine Kettenreaktion die chinesische Wirtschaft zusammenbrechen lassen, warnt Kamp. (fp)