Die Präsidentschaftswahl in Frankreich rückt immer näher. Damit wird die Frage drängender, welche Chancen die Rechtspopulistin Marine Le Pen hat. Die Kandidatin des Front National will die Franzosen im Fall eines Wahlsiegs über einen "Frexit" abstimmen lassen – also einen Austritts Frankreichs aus dem Euro-Verbund. Die Aktienmärkte lassen sich von diesem Ansinnen nicht beeindrucken: "Mit einer Wertentwicklung von gut drei Prozent im laufenden Jahr befindet sich die französische Börse definitiv nicht im Krisenmodus", sagt Jördis Hengelbrock, Portfoliomanagerin bei Sal. Oppenheim.

Aktienanleger haben derzeit die rosarote Brille auf. Sie preisen den Sieg eines bürgerlichen Kandidaten vollständig ein – und blenden politische Risiken aus. Sollte ein bürgerlicher Kandidat bei der Frankreich-Wahl siegen, wäre das Aufwärtspotenzial für die Börsen begrenzt. "Es wäre aber auch kein Showstopper der laufenden Rally", betont Hengelbrock. Anders sähe es aus, wenn Le Pen überraschend bereits im ersten Wahlgang ausscheiden würde: "Das könnte zu einer kurzen Erleichterungsrally an den Börsen führen."

Rentenanleger sind unruhig
Würden Le Pens Umfragewerte dagegen steigen, sollten Aktienanleger die rosarote Brille abnehmen und ihr Aktienportfolio defensiver und internationaler ausrichten, rät die Portfoliomanagerin. Die größeren Risiken lauern derzeit allerdings an den Rentenmärkten: Die Spreads französischer Staatsanleihen haben sich auf das höchste Niveau seit 2012 ausgeweitet. "Es besteht ein messbarer Zusammenhang zwischen dem Renditevorsprung französischer Staatsanleihen und den Siegchancen Le Pens", sagt Hengelbrock. (fp)