Der studierte Geologe Joachim Berlenbach arbeitete lange in Südafrika und kennt die Goldförderer-Branche aus dem Eff-eff. 2006 gründete er die Earth Ressource Investment Group (ERIG) und berät mehrere Fonds, darunter den Earth Exploration sowie den Earth Gold Fund.

Herr Berlenbach, nach dem heftigen Einbruch steigt der Ölpreis wieder. Steht die große Aufholjagd des Energieträgers bevor?

Joachim Berlenbach: Ich bin zurzeit noch negativ vorsichtig gegenüber einem  weiteren anstieg des Rohölpreis eingestellt. Die US-Firmen sind sehr blauäugig wenn sie denken, dass der Preis auf Dauer weiter steigen wird. Bevor dieses Szenario tatsächlich eintritt, müssen noch umfangreiche Produktionskürzungen erfolgen und die enormen Lagerbestände abgebaut werden. Allerdings hängt die Preisentwicklung bei den Rohstoffen auch vom US -Dollar ab.

Wie kam es zu dem Missverhältnis aus Angebot und Nachfrage?

Berlenbach: Dieses Missverhältnis ist nicht das Problem einer fallenden Ölnachfrage, sondern das aktuelle Überangebot. Im April 2015 hatte die Produktion der nordamerikanischen "Fracker" vorerst ihren Höhepunkt erreicht. Letztlich erleben wir derzeit einen politischen Ölpreis. Ein Preiskampf zwischen den Fracking-Firmen in den USA und Kanada einerseits, und den Opec-Staaten andererseits ist entbrannt. Die Frage ist, wann fällt die Fracking-Förderung signifikant genug, um ein Gleichgewicht im Markt zu erreichen?

Die Aktienkurse vieler Energiekonzerne sind deutlich gefallen. Ist dies nicht die Zeit für einen günstigen Einstieg?

Berlenbach: Nein, Öl muss erst noch ausbluten. Im übertragenen Sinne muss erst das Blut auf den Straßen fließen, bevor ich an einen Einstieg denke.

Welcher Preis ist nötig, damit die Ölförderer profitabel produzieren können?

Berlenbach: Die Spanne liegt zurzeit bei etwa 50 bis 60 Dollar je Fass und unter der Annahme, dass es weltweit nicht zu Einschnitten kommt, etwa aufgrund geopolitischer Unruhen. Allerdings sollte man auch bedenken, dass die Ölnachfrage momentan rasant steigt. Schon in ein paar Jahren werden wir die Schieferöl-Förderung dringend benötigen, um die weltweite Nachfrage decken zu können. Niemand soll glauben, dass der Ölpreis so niedrig bleiben wird, wie es aktuell der Fall ist.

Der Preis von Gold hingegen ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Wird diese Rally weitergehen?

Berlenbach: Die US-Wirtschaft stottert nach der Zinserhöhung im Dezember. Die globale wirtschaftliche Lage scheint sich momentan in eine Besorgnis erregende Richtung zu bewegen: die Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum, einschließlich China und den USA, werden nach unten revidiert, Zinsen und Renditen der Staatsanleihen notieren zum Teil im negativen Bereich. Trotz massiver Eingriffe der Zentralbanken bleiben Deflationsängste bestehen und für viele wichtige Aktienklassen werden Verluste erwartet. Die anhaltende Ungewissheit könnte deshalb weiterhin für Gold sprechen.

Wie steht es um die Gold-Förderer?
 
Berlenbach: Die Goldminen haben mit erheblichen Kürzungen bei der Exploration, also der Suche nach neuen Lagerstätten, und den Investitionen auf die fallende Nachfrage und den gesunkenen Preis reagiert. Die Arbeit in einigen Gruben wurde eingestellt, andere Schächte wurden eingemottet. Fehlende Investitionen und Explorationen führen voraussichtlich schon ab diesem Jahr zu einer fallenden Produktion. Solche fundamentalen Entwicklungen werden an den Finanzmärkten völlig ignoriert, sind aber längerfristig von Bedeutung. Bei gleichzeitig steigender Investmentnachfrage könnte sich dies deshalb auch weiterhin als positiv für den Goldpreis auswirken.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)


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